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Aus Paracelsusklinik soll „Unser Bürgernahes Krankenhaus“ werden

Bürger-Engagement soll Klinikstandort retten

 Bad Ems | 6. März 2023 | (ww). „Die Paracelsus-Klinik ist der Dreh- und Angelpunkt, der die Gesundheitsversorgung an der unteren Lahn sichert.

Nur sie kann die Strukturen sichern, die der Gesundheitsstandort und die Menschen und Institutionen brauchen“. Das war die einhellige Meinung bei einem nicht-öffentlichen Treffen von Ärzten, Institutionen, der Rehakliniken, der Altenheime und Hilfsorganisationen, der Beschäftigten der Paracelsusklinik und Verantwortlichen der Kommunalpolitik in der Bad Emser Kreisverwaltung. Initiiert wurde die visionäre Gesprächsrunde von Dr. Hildegard Simons, Dr. Thomas Reisinger und Dr. Erich Krausbeck, die eine künftige Betriebs-gGmbH, also eine gemeinnützige GmbH, auch gründen würden.

Ein Konzept liegt auf dem Tisch. Demnach könnte das Krankenhaus künftig „Unser bürgernahes Krankenhaus“ heißen und folgende Fachabteilungen der Grund- und Regelversorgung könnten dauerhaft etabliert werden:

  • Innere Medizin/ Kardiologie mit 46 Betten (aktuell vorhanden)
  • Chirurgie/ Urologie(?)/ Gastroenterologie 22 Betten
  • Aufteilung in elf Betten Chirurgie und elf Betten Unfallchirurgi
  • Anästhesiologie und Intensivmedizin 8-10 Betten
  • Geriatrie 40 Betten (aktuell 22 Betten)

Dieses Konzept könnte nach Darstellung der Beteiligten in einer Pressemitteilung zum großen Teil auf vorhandene Infrastruktur und stabile Teams mit etablierten Fachärzten zurückgreifen.

In der folgenden Diskussion fand der Vorschlag volle Zustimmung. Bernd Feix als Vertreter der Stiftung Scheuern betonte, dass gerade seine Einrichtung mit 650 Bewohnern eine genauso gestaltete Versorgung brauche. „Wir brauchen eine stationäre Versorgung, die wohnortnah angesiedelt ist. Die Menschen, die uns anvertraut sind, können nicht unversorgt bleiben.“ Die Vertreter der Reha- Kliniken schilderten plastisch die Problematik, dass eine Reha-Klinik nicht ohne die Rückfallmöglichkeit eines Akutkrankenhauses arbeiten könne. Es bestehe also mittelfristig auch die Gefahr der Abwanderung der Reha-Anbieter.

Gleiches gelte für anerkannte Spezialpraxen, wie die nephrologische Praxis der Doktoren Achenbach und Graur mit angeschlossener Dialysestation. Die Ansiedlung dieser Praxis auf der Wipsch – Anlaufpunkt für die gesamte Region – wurde seinerzeit durch die Zulassungskommission ausdrücklich mit dem Vorhandensein der Paracelsus-Klinik begründet. Steffen Rieschel, Vorsitzender des Betriebsrates der Paracelsus-Klinik, konnte berichten, dass nur einige wenige Mitarbeiter die Klinik bis jetzt verlassen hätten. Alle Verbleibenden seien eng mit ihrem Krankenhaus verbunden und wollten auch weiter dort arbeiten. Dr. Hildegard Simons schilderte nachdrücklich die Situationen, die sie in der Praxis bei Notfalleinweisungen erlebt. Ein Beispiel: eine an akuten Herzrhythmusstörungen leidende 70-jährige Patienten wurde von keinem Krankenhaus der näheren Umgebung aufgenommen. Überall wurde die Aufnahme abgelehnt. Das nächste freie Bett fand sich in Wittlich. Das könne ja wohl nicht die Lösung sein, so Frau Dr. Simons.

Dazu mahnten die Diskussionsteilnehmer noch die drohende Verkehrsproblematik durch die Sanierung der Hochbrücke in Lahnstein und den Neubau der Pfaffendorfer Brücke in Koblenz an, die die Situation im Krankentransport zu anderen Einrichtungen wahrscheinlich noch einmal erschweren werden. Der Rettungsdienst fuhr die Paracelsus-Klinik in Bad Ems alleine im vergangenen Jahr 3.600 mal an – diese Anzahl von Fahrten rechtzeitig zur Versorgung von Notfallpatienten durch zwei jahrelang mit Rückstaus belastete Baustellen zu führen erscheint unmöglich

Doch wie geht es jetzt weiter? Wie 56aktuell kürzlich meldete, hat die Paracelsusklinik angekündigt, den Klinikbetrieb zunächst drei Monate länger als geplant aufrecht zu erhalten. „Das Krankenhaus soll als bürgernahes Krankenhaus geführt werden“. Durch bürgerliches Engagement, wie die Gründung der gGmbH, mit Dr. Hildegard Simons, Dr. Thomas Reisinger und Dr. Erich Krausbeck in Persona soll nun der Anfang gemacht werden. Weiteres müsse sich in Gesprächen auch mit der Landesregierung finden.