Nassau | 27. April 2025 | Willi Willig. Wer dieser Tage aus dem Nassauer Freiherr-vom-Stein-Park auf den Burgberg schaut, fragt sich wahrscheinlich, was das auffallend rote Gebilde im Wald unweit des Freiherr-vom-Stein-Denkmals ist. Hat Nassau dort ein Kunstprojekt ähnlich der Reichstagsverhüllung von 1995 ins Leben gerufen und will so Touristen an die Lahn locken? Weit gefehlt, ergibt die Rückfrage beim Beigeordneten Uli Pebler, der in der vergangenen Woche den im Urlaub befindlichen Nassauer Stadtbürgermeister vertreten hat. „In der Tat wurde hier wirklich etwas verhüllt, aber mit Kunst hat das eher weniger zu tun“, berichtet Pebler. Die weithin sichtbaren roten Netze sind eine Auflage für den Fledermausschutz bei der Sanierung der Stein`schen Burg am Burgberg.
Die große Burg auf der Spitze des Berges, die zu Beginn des zwölften Jahrhunderts von den Grafen von Nassau errichtet wurde un deren Nachfahren noch heute die Königshäuser der Niederlande und Luxemburgs (Haus Nassau-Oranien) stellt, ist – weithin sichtbar – als Burg Nassau und Wahrzeichen der Stadt bekannt. Deutlich unbekannter ist die so genannte Stein`sche Burg im unteren Bereich des Burgbergs, die nur noch teilweise als Ruine erhalten ist.
Und genau diese Reste der Stammburg „derer von und zum Stein“ sind nun von den roten Netzen verhüllt. Dank der Förderung aus dem Bundesprogramm zur „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ entstehen in und um Nassau gerade einige Projekte, die die Themen Klimawandel und Freiherr-vom-Stein eindrucksvoll und nachhaltig verknüpfen und auch touristisch erlebbar machen. „Die Restaurierung der Reste der Sten`schen Burg ist da ein zentrales Projekt. Die Fledermaushabitate sollen und müssen dabei erhalten bleiben, denn auch die Artenvielfalt ist ein Baustein im Klimaschutz“, verrät der in Sachen Nassauer Historie und Projekt „Freiherr-vom-Stein und der Klimawandel“ sehr versierte Uli Pebler. Die Netze seien so beschaffen, dass Fledermäuse die Gemäuer zwar verlassen können aber nicht mehr hinein können. „Das wollen die aber jetzt auch eigentlich gar nicht, die verbringen da eigentlich nur die Wintermonate. Im Sommer bleiben die Fledermäuse eher draußen in Bäumen“, weiß Pebler. Auflage für die Sanierung ist es trotzdem. Rund um die Stein`sche Burg und im Mühlbachtal gibt es aber noch zahlreiche weitere Projekte in der Umsetzung. „Es wird versucht möglichst viele Bäume im Altbestand zu erhalten, nachgepflanzt werden aber klimaresistentere Arten. Ein lebendiger Wald ist Grundvoraussetzung im Kampf gegen den Klimawandel“, so Pebler.
Ursprünglich war auch geplant das 1950 abgebrannte Bauernhäuschen im unteren Mühlbachtal zu rekonstruieren, dieses und andere Teilprojekte wurden aber im Laufe der mehrjährigen Konzeptionsphase (leider) gestrichen. Am Eingang zum Mühlbachtal soll aber ein „Zeitreisetor“ den Freiherrn wieder „aufleben“ lassen. Möglich macht das das Projekt „Vielfalt Rhein-Lahn-Limes – Pickablue“ der Wirtschaftsförderung Rhein-Lahn. Eine der geplanten, aber auch schon teilweise umgesetzten 700 digitalen Geschichten im Rhein-Lahn-Kreis wird dann auch dort per QR-Code abfragbar sein und ein „zeitgenössisches“ statement des Freiherrn zum Thema Klimaschutz abspielen. Ein anderes „Pickablue“-Zeitreisetor soll auf dem seit geraumer Zeit gesperrten Philosophenweg entstehen, dessen durchgängig barrierefreie Wiederherstellung auch Teil des vom Bund geförderten Gesamtprojektes ist.
„Die Bundesförderung macht es möglich eine Reihe von Projekten umzusetzen, die für Nassau wichtig sind, sich aber ohne Förderung nicht oder zumindest nicht in naher Zukunft hätte umsetzen lassen. Es ist wichtig Historie und Natur nachhaltig erlebbarer zu machen. Zum Beispiel auch um Nassau noch attraktiver für in dieser Hinsicht bewussten Tourismus zu machen“, fsst Pebler zusammen und rührt schonmal abseits des eigentlichen Themas die Werbetrommel für Nassau als interessantes Ziel. „Kannst du nicht in dem Artikel gerade mal erwähnen, das die Burg Nassau wieder bewirtschaftet ist und die Gastronomie da oben ein echter Tipp ist?“ Aber natürlich gerne:
Die Burg Nassau ist (wieder noch mehr als bislang) einen Besuch wert: Mittwoch bis Freitag von 13 bis 18 Uhr und Samstag /Sonntag von 12 bis 20 Uhr wartet der Burggastronom mit einer – laut Uli Pebler – „kleinen aber feinen regionalen Speisekarte, auch mit sehr leckeren Wildgerichten“ auf. „Im Idealfall holt man sich bei einem ausgedehnten Spaziergang durch den Burgberg den nötigen Appetit“, endet Peblers Empfehlung.
Bildquellen:
Bild Torturm: Tohma (talk) – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=121395709
Bild Tor: MacElch, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10792958
Bild Pallas: MacElch, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10792949

Der historische Stich von Merian aus dem Jahr 1655 zeigt wie der Burgberg einst ausgesehen haben muss.