Verbandsgemende Bad Ems-Nassau | 18. September 2024 | (ww). Gleich fünf Mal wurden Feuerwehreinheiten aus der Verbandsgemeinde Bad Ems Nassau heute zu Einsätzen alarmiert. Alle fünf Mal lösten so genannte Branmeldeanlagen (BMA) den Alarm aus. In allen Fällen war nach aufwändiger Überprüfung entweder keine Ursache für den Alarm feststellbar, beziehungsweise Bohrstaub oder Ähnliches die Ursache.
Angesichts der Kommentare, die heute schon wieder im Zusammenhang mit den Alarmierungen in den sozialen Medien aufgetaucht sind, wollen wir die Situation hier einmal eingehender beleuchten. Warum man in diesem Zusammenhang trotzdem nicht von Fehlalarmen spricht, soll hier kurz erläutert werden. Ebenso, warum es eben nicht angebracht ist zu sagen „Da war ja nix – alles halb so wild“. Natürlich sei der Vollständigkeit halber erstmal erwähnt, wo die heutigen Einsätze stattfanden:
- 6.45 Uhr: Friedrichssegen (bzw. Miellen, da die Einsatzstelle selbst auf Miellener Gebiet liegt); Zimmermann Recycling. Dort kam es am vergangenen Freitag innerhalb weniger Stunden bereits zu zwei Auslösungen der BMA. Nach Auskunft der Geschäftsführung wurde eine neue Brandmeldeanlage installiert, die noch justiert werden muss. Alle Auslösungen erfolgten wohl wegen Staubentwicklung.
- 11.27 Uhr: Bad Ems, Firma Heuchemer, nach Auskunft der Feuerwehr (und Erfahrung des Autors dieser Zeilen) löst diese Anlage nur sehr selten aus, weswegen der Einsatz von der Alarmierung an eine besonders hohe Aufmerksamkeit der Einsatzkräfte hatte (dazu später unten mehr).
- 13.56 Uhr: Nassau, Wohneinrichtung der Stiftung Scheuern im Neuzebachweg, Auslösung nach Auskunft des Wehrleiters Mark Horbach durch Bohrstaub
- 17.04 und 17.42 Uhr: Nassau, Seniorenzentrum Haus Hohe Lay, zwei unabhängige Auslösungen, nach Auskunft des Wehrleiters ohne erkennbaren Grund. „Mit der Anlage im Haus Hohe Lay waren wir bislang aber immer glücklich, sie ist eigentlich sehr zuverlässig“, so Horbach gegenüber 56aktuell.
Die Einsatzhäufigkeit:
Alle Alarmierungen erfolgten gemäß der Homepage der Freiwilligen Feuerwehr Bad Ems zwischen 6.45 Uhr und 17.42 Uhr, also quasi während eines Arbeitstages. Das bedeutet, dass die Ehrenamtler ihre Arbeitsstellen im schlechtesten Fall heute ganze fünf Mal verlassen mussten, zu spät kamen oder früher zum vorerst letzten Einsatz verlassen haben. Dass dabei so manchem Chef Zweifel angesichts einer möglichen weiteren Anstellung eines Ehenamtlers kommen könnten, wäre verständlich. Insgesamt verzeichnet die Einsatzliste der Freiwilligen Feuerwehr mit den heutigen Einsätzen bereits 190(!) Einsätze in diesem Jahr. Das bedeutet, dass -egal ob Arbeits-, Sonn- oder Feiertag – im Durchschnitt alle 33 Stunden der Melder oder die Sirene gehen. Aus Laiensicht betrachtet klingt das eher nach der Frequenz einer Berufsfeuerwehr, als nach der einer Freiwilligen Feuerwehr.
Material und Personalaufwand:
Egal ob BMA oder gemeldeter Dachstuhlbrand: der Aufwand ist im Prinzip der Gleiche. Die jeweilige, bei der Leitstelle hinterlegte, Gefahrenbeschreibung und Alarmierungsanweisung schreibt in den heutigen Fällen quasi einen Vollalarm vor, Das heißt im Falle der Recylingfirma rücken jedesmal die Einheiten Miellen, Frücht und Bad Ems aus. Also sind zwei Ortsfeuerwehren und ein kompletter Löschzug unterwegs. Bei der holzverarbeitenden Firma Heuchemer in Bad Ems ist zunächst die Einheit Bad Ems gefragt, dafür aber mit nahezu allem was Blaulicht und Personal trägt. Die Freiwillige Feuerwehr Nassau deckte die anderen drei Alarmierungen ab, ebenfalls mit komplettem Löschzug, aufgrund der Einsatzstruktur wird dann aber als zentrale Kommunikationseinheit die FEZ (Feuerwehreinsatzzentrale) in Bad Ems besetzt.
Der Weg zum Einsatz:
Egal ob Dachstuhlbrand oder BMA-Alarmierung – wenn Melder und/oder Sirene gehen, machen sich die Männer und Frauen sofort auf den Weg zum Gerätehaus. Dabei sind die Ehrenamtler auf dem Weg zum Gerätehaus erstmal an die Straßenverkehrsordnung gebunden – wie jeder andere. Trotzdem zählt jede Sekunde – auch wenn „nur “ eine Brandmeldeanlage ausgelöst hat, könnten Menschenleben oder Hab und Gut in Gefahr sein – eine wirklich schwierige Situation für die Freiwilligen Retter. Denn was vor Ort anliegt lässt sich eben erst feststellen, wenn der Mensch die elektronische Alarmierung überprüft hat. Falls aber „ein echter Grund“ für den Einsatz vorliegen sollte, muss natürlich erforderliches Material und Personal direkt vor Ort sein, also wird jeder Mann und jede Frau gebraucht.
Was passiert „im Kopf“:
Aber was für den Weg zum Gerätehaus gilt, gilt natürlich auch für gedankliche Abläufe der Männer und Frauen: ganz normale Menschen machen sich auf den Weg in den Einsatz, mit Gedanken wie du und ich. Deswegen darf es niemanden wundern, wenn nach etlichen Auslösungen einer solchen BMA ein gewisser Ermüdungseffekt eintreten würde und der eine oder andere eventuell auch mal etwas langsamer machen oder überlegen würde, ob er seine Arbeit schon wieder „für Nix“ liegen lassen soll. Wohlgemerkt: Das sind Überlegungen des Autors, Feuerwehrleute verneinen dies, wenn man sie fragt. Allerdings zeigt die Erfahrung, gerade der Feuerwehr der Alt-Verbandsgemeinde Bad Ems, dass nach noch so viel Auslösungen – nicht Fehlalarmen, denn die Sensoren der Brandmeldeanlage haben das getan, wofür sie konstruiert wurden, nämlich eine Unregelmäßigkeit erkannt, die ein Brand sein könnte – ein Großeinsatz stehen kann. Der Morgen des Heiligabends 2016 hat das unter Beweis gestellt. Nach etlichen vergeblichen Alarmierungen der damals ebenfalls neuen Anlage, hielt ein Großbrand des Recyclingbetriebes die Ehrenamtler damals drei Tage beschäftigt – ausgelöst hatte die BMA, allerdings erst, als hunderte Tonnen Recyclingmaterial in einer der Hallen schon komplett in Flammen standen.
56aktuell möchte an dieser Stelle stellvertretend allen ehrenamtlichen Feuerwehrleuten, die sich auch heute wieder mehrfach im Dienst für Andere auf den Weg gemacht haben, danken! Der Dank schließt natürlich die Familien ein, die dieses „Hobby“ mittragen und immer wieder, auch am Wochenende und an Feiertagen, oft auch mitten in der Nacht, auf ihre Lieben verzichten. Nicht zuletzt möchten wir aber den vielen Unternehmern in der Region danken, die immer wieder auf ihre Angestellten verzichten oder kurzfristig umplanen müssen und oft die Fördervereine der Feuerwehren auch noch kräftig unterstützen! DANKE!