Nassau. Durch die klimatischen Veränderungen hat sich die Fichte auch im Nassauer Stadtwald weitestgehend verabschiedet. Durch die Trockenheiten und Hitzeperioden der vergangenen Jahre sieht es im Altholzbereich bei Rotbuche, Kiefer, partiell auch bei Esche, Schwarz-Erle und Bergahorn oft nicht besser aus. Was ist zu tun?
Nun müssen Bäume für die Jahre 2100-2200 gepfanzt werden, nicht wissend, wie sich die klimatischen Veränderungen weiter entwickeln werden. Da ist allen Machern im Wald klar: im Hinblick auf die zu wählenden Baumarten muss man sich breit aufstellen, was Neupflanzungen anbelangt. Auch einige „Experimentierbaumarten“ können dabei sein, vor allem was die Nadelbäume anbelangt. So könnte in den höheren oder feucht kühlen Lagen die Weißtanne eine Option sein. Die Eibe, die einzige echt einheimische Nadelbaumart, kommt in Kleingruppen dazu (Früchte, Nistplätze). Küstentanne und Helmlockstanne, aber auch Bulgarische Tanne, wären im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit zu beobachten. Gepflanzt wird natürlich ein breites Spektrum einheimischer Arten, manchmal auch nur als Beimischung: Traubeneiche, Stieleiche, Mehlbeere, Roßkastanie, Walnuß, Traubenkirsche, Speierling, Elsbeere, Zitterpappel, Vogelkirsche und Eßkastanie sind anzuführen. Die Pflanzung erfolgt heute nicht mehr so eng wie früher, wo allein 6000 kleine Bäumchen auf einen Hektar kamen; heute liegen wir bei etwa 900-2000 pro Hektar.
Viele Flächen, vor allem in den Hanglagen, werden der natürlichen Sukzession überlassen, teilweise bleiben sogar bewusst die abgestorbenen Fichten stehen. Hier kommt hin, was an Samen anfliegt (Birke, Zitterpappel, Salweide, Besenginster, Hainbuche) oder was Tiere in den als vergessenen Wintervorrat in den Boden gelegt haben (Eiche, Rotbuche, Hasel) oder als Samen auch ausgeschieden wird (Vogelkirsche, Schwarzer und Roter Holunder). Diese natürliche Waldentwicklung dauert bis zur möglichen Holzernte länger, da diese Vorgesellschaft oft nur der Schutz für die eigentliche Waldgesellschaft ist. Natürlich werden auch wieder Fichten auskeimen, die zumindest für die weihnachtliche Stadtverschönerung geeignet sind, möglicherwiese aber auch zu nutzfähiger Größe heranwachsen.
Natürlich ist klar, dass so viele Bäumchen wie möglich geschützt werden müssen, damit die Rehe ihnen nicht die Spitzen abfressen. Alle können an den Abläufen im Nassauer Stadtwald durch Beobachtung teilhaben. Es wird ein spannender Prozess, letztlich für uns alle und vor allem unsere Folgegenerationen.
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Neuer artenreicher Wald entsteht – nahe dem Heidchen Nassau
Foto: Anne Neidhöfer, Ursula Braun und Manfred Braun
Quelle: PM Stadt Nassau