Home » Großübung: Erdbeben in Baden-Württemberg

Großübung: Erdbeben in Baden-Württemberg

Wehren aus vier Landkreisen gemeinsam im Einsatz: das gab es schon einmal "live" - am Abend des 14. Juli 21 im Ahrtal

Video abspielen
Region | 9. Oktober 2022 | (ww). „Ein Erdbeben hat großem Teile von Baden-Württemberg zerstört“. Diese fiktive Übungslage erfordert – wie zuletzt bei der Ahrflut im Juli 2021 – den Bundesländer übergreifenden, so genannten überörtlichen Einsatz von Rettungskräften. Damit das im Einsatzfall auch reibungslos funktioniert müssen solche koordinierten Einsätze geübt werden. Kommunikation, Material und nicht zuletzt die Menschen müssen zusammenwachsen , damit im Einsatzfall keine wertvolle Zeit vergeht. Deswegen machte sich ein Teil der „vorgeplanten überörtlichen Hilfe aus dem Leitstellenbereich Montabaur“, rund 150 Einsatzkräfte mit ca. 30 Einsatzfahrzeugen am Wochenende auf den Weg ins rund 200 Kilometer entfernte Mosbach um für den Ernstfall zu üben. Die Übung für die Einheiten von Feuerwehren, Hilfsorganisationen und Technischem Hilfswerk aus den Landkreisen Altenkirchen, Neuwied, dem Westerwaldkreis und dem Rhein-Lahn-Kreis begann am Freitagmorgen. Bereits am Donnerstagnachmittag wurde die Bereitschaft angefordert, die Abfahrt am Sammelpunkt der Einheiten aus vier Landkreisen in Holzhausen an der Haide (Rhein-Lahn-Kreis) erfolgte am Freitagmorgen gegen 11 Uhr. Dann ging es in einer Kolonne in den Übungseinsatz. Auch das Kolonnenfahren will geübt sein, ungewohnt ist dies aber vor allem für die „normalen“ Verkehrsteilnehmer.  „Eine Kolonne aus 30 Fahrzeugen hat bei einem Fahrzeugabstand von 50m eine Länge von rund 1,8 Kilometern und gilt trotzdem als ein Fahrzeug.“, betonte Lars Ritscher von der Übungsleitung. Guido Erler (BKI des Rhein-Lahn-Kreises) gab zum Übunsbeginn erste Informationen bekannt: „Im Bereich des Neckar-Odenwald-Kreises hat sich ein schweres Erdbeben ereignet, viele Häuser sind einsturzgefährdet oder eingestürzt und durch umgeknickte Strommasten haben sich Waldbrände entwickelt“, so das Szenario.  Das Vorauskommando der Berufsfeuerwehr Koblenz war zu diesem Zeitpunkt bereits unterwegs, ebenso wie ein Vorauskommando der Bereitschaftsleitung.  Auf das zweite Vorauskommando trifft die Kolonne bei ihrem technischen Halt an einem Autohof. „Auch das Überprüfen der Fahrzeuge und Auftanken wird hier geübt“, erklärt Ralf Schwarzbach (BKI Landkreis Altenkirchen). In Mosbach angekommen erfolgte eine erste Einweisung durch Kräfte der Technischen Einsatzleitung des Neckar-Odenwald-Kreises, sie unterstützen die Übungsleitung. Anschließend wurden Feldbetten aufgebaut und nach einem stärkenden Abendessen aus der Küche der Schnelleinsatzgruppe-Verpflegung (SEG-V) des Landkreises Altenkirchen, erfolgte die Nachtruhe um gestärkt in den nächsten Tag zu starten. Am Samstagmorgen um 8 Uhr erhielten die Einsatzkräfte ihre Einsatzbefehle. Zwei Löschzüge sollten Menschen aus eingestürzten Gebäuden retten und mussten vor Ort auch mit einem Gasleck klarkommen. Ein fiktives Nachbeben erschwerte den Einsatz. Unterstützung erhielten die Kräfte durch Rettungshunde, die vermisste Personen im Trümmergelände aufspüren. 12 Personen wurden gerettet. Die anderen beiden Löschzüge wurden bei einem fiktiven großen Waldbrand eingesetzt. Wasser musste aus dem rund 2,8 Kilometer entfernten Schwimmbad zu den Einsatzkräften der Feuerwehr Haßmersheim transportiert werden. Um möglichst viel Wasser zu transportieren, wurden zwei parallele Leitungen gelegt. Allein die Schlauchleitung fasste somit rund 25.000 Liter Wasser und im anspruchsvollen Gelände mussten mehrere Verstärkerpumpen eingesetzt werden. „Unsere Aufgabe als Technische Einsatzleitung war es die Verbindung zwischen dem Neckar-Odenwald-Kreis und den eingesetzten Einheiten zu halten, ständige Lagemeldungen abzufragen und die Einsatzkräfte zum Beispiel durch Nachalarmierung weiterer Kräfte zu unterstützen.“, erklärt Holger Kurz (BKI Landkreis Neuwied), als Leiter des Stabes. Ein gemeinsames Resümee und Ausgabe der Urkunden, inklusive Patch als Andenken erfolgte am Samstagabend. Die Übung, die von Volker Lemgen (NR), Lars Ritscher (RLK), Jens Weinriefer (WW), Hartmut Karwe (WW), Jörg Alfter (NR) und Matthias Theis (AK) geplant wurde, hatte eine besondere Dimension. Sie ist die bisher größte Übung der überörtlichen Hilfe in Rheinland-Pfalz. Mehrere Beobachter, z.B. von Berufsfeuerwehren, der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, sowie aus dem Führungsstab und dem Landratsamt des Neckar-Odenwald-Kreises, wie der erste Landesbeamte Dr. Björn-Christian Kleih, verfolgten die Übung. „Eine Übung über mehrere Tage, mit so vielen Kräften ist etwas Besonderes. Unser Dank gilt allen Beteiligten, die diese Übung ermöglicht haben“, waren sich die Übungsleitung und die übende Leitung der Bereitschaft einig. Quelle: PM Mercalli 2022 Text & Bilder Markus Nassau / Matthias Lemgen; Videos Thorsten Stahl