Ende der monatelangen Vollsperrung der K 25 zwischen Geilnau und Balduinstein – warum hat die frisch sanierte Straße keinen Radweg?
– Ein kommentierender Beitrag von Willi Willig –
Rhein-Lahn-Kreis | 8. April 2022 (ww). Im Herbst vergangenen Jahres wurde mit der Sanierung der K 25 zwischen Balduinstein und Geilnau begonnen. Zu Weihnachten sollte das Projekt nach ersten Meldungen schon fertig gestellt sein, später wurde das Fertigstellungsdatum auf März korrigiert. Nun meldet die Kreisverwaltung Rhein-Lahn in dieser Woche:
Nach Angaben des Landesbetriebes Mobilität Diez (LBM Diez) wird die Vollsperrung der Kreisstraße K 25 zwischen Geilnau und Balduinstein zum Freitag, 15. April, (Karfreitag, die Red.) aufgehoben. Die Fahrbahn und die Entwässerungsrinne der Kreisstraße K 25 wurden auf einer Länge von rd. 2,6 km grundlegend saniert. Die Gesamtkosten für den Straßenausbau belaufen sich auf ca. 950 000 Euro. Das Land Rheinland-Pfalz hat die Maßnahme mit insgesamt 675 000 Euro gefördert. Damit ist ein weiterer Abschnitt des insgesamt 320 Kilometer umfassenden Kreisstraßennetzes auf den Weg gebracht.PM KV Rhein-Lahn
Sie macht sich gut, die frisch sanierte Strecke im 320 Kilometer umfassenden Kreisstraßennetz, aber es fehlt etwas…
Dass derselbe Landkreis,dem die Kreisstraße gehört, gerade nur wenige Kilometer lahnabwärts die angeblich letzte Lücke im 245 Kilometer langen Lahnradweg schließt, steht aber offenbar auf einem ganz andern Blatt. Bei dem seit 30 bis 40 Jahren diskutierten Lückenschluss – je nachdem wen man gerade fragt – werden Radfahrer(!) für 3,5 Millionen Euro mit zwei Brücken, zumindest teilweise, um ein Naturschutzgebiet herum geführt, das Landwirte, die Bahn, Schiffe, Boote und Yachten seit Jahrzehnten bzw. im Fall der Bahn seit Mitte des 19. Jahrhunderts durchqueren. Aber OK, Hauptsache die „letzte“ Lücke wird irgendwie geschlossen. Und dann baut man eine neue Kreisstraße nur drei Kilometer weiter lahnaufwärts OHNE Fahrradweg. Da fehlen dem Verfasser die Worte.
Die K25 wird dabei zum Sinnbild für das Vorgehen in deutschen Behörden. Die eine (Kreisverwaltung Bad Ems) plant den Radweg, die andere (Landesbetrieb Mobilität, LBM, Diez) die Sanierung der Kreisstraße. Zusätzlich muss man sich dabei aber auf der Zunge zergehen lassen: der LBM plant und baut im Auftrag des Kreises, dem die K25 ja gehört, der Kreis wiederum plant den „letzten“ Lückenschluss, NACHDEM der LBM dort lange Jahre zuständig und sogar im langwierigen Rechtsstreit mit den Umweltschutzverbänden Beklagter war.
Alle Beteiligten leben und arbeiten in der Region, waren und sind abwechselnd, manchmal aber auch gleichzeitig zuständig und müssen die Diskussion, sofern keine Wahrnehmungsstörungen vorliegen, irgendwann einmal mitbekommen haben. Aber niemand der Damen und Herren (und ggf. auch Diversen) kommt auf die Idee, dass wenn man 30 (bis 40) Jahre von einer acht Kilometer langen Lücke spricht, zahlreiche Prozesse führt, verliert und dann auch mal gewinnt, und dann 5 Kilometer der Lücke für sehr viel Geld neu baut – eben immernoch ein Stückchen fehlt. Nochmal: Da entsteht eine nagelneue Straße, aber ohne Fahrradweg! Begründung aus Diez „Dafür war man nicht zuständig!“ Da hilft auch nicht der halbherzige Versuch aus Diez auf die Zuständigkeiten zu verweisen und auch nicht der Hinweis „Na sooo viel Autos fahren da ja auch nicht“. Das ist weder ein zielorientiertes noch ein zeitgemäßes Vorgehen – vor allem wenn man im Kreishaus (und wahrscheinlich auch noch beim LBM, wundern würde es mich nicht) seit gut anderthalb Jahren schon die Aufwertung und auch den Ausbau des gesamten Lahntalradweges plant, in der gesamten Region auf sanften, umweltverträglichen Tourismus setzt. Oder setzen will. Die nagelneue Straße ist eben genau das, was das Wort aussagt: eine Verkehrsfläche, auf der der Radfahrer nur geduldet ist. Für ein Reiseziel von Familien mit Kindern eben nicht das beste Angebot. Chance verschenkt!
Machen wir doch mal `ne Prognose was passiert…in einigen Jahren wird an der K25 für viel Geld ein Radweg angeflanscht. Wenn, ja wenn sich da nicht wieder irgendein Vogel, Falter oder auch ne Fledermaus findet. Dann kommt der angeflanschte Radweg noch ein paar Jahre später, wird aber sicher deutlich teurer und hat zwischendrin noch etliche Anwälte und Gerichte reicher gemacht bzw. beschäftigt. Ein rheinland-pfälzischer Comedian wüde sagen „weine könnt ich… ,weine…!“