Nassau | 15. Mai 2024 | (ww). Beim „Leuchtturmprojekt“ Hospiz im Nassauer Stadtteil Scheuern sind derzeit alle Lichter aus. Eingezäunt mit Absperrgittern und von allen Bauarbeitern verlassen zeigt sich die Hospizbaustelle am heutigen Mittwoch. Bereits gestern wurde bekannt, dass die Bauträgergesellschaft, also der beauftragte Generalunternehmer, insolvent ist.
In der Tat teilt die „Industriebau Hoff und Partner“ aus Gronau auf ihrer Internetseite mit, dass sie einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung beim zuständigen Gericht in Münster gestellt habe. Diesem Antrag sei stattgegeben worden, so das Unternehmen für schlüsselfertiges Bauen. Als Grund für den Antrag nannte Hoff und Partner anhaltende, widrige Marktumstände. Vor diesem Hintergrund habe die Unternehmensleitung entschieden, „dass die Fortführung des schlüsselfertigen Bauens in heutiger Form nicht weiter Bestand haben wird“. Als vorläufigen Insolvenzverwalter benannte das Gericht den Rechts- und Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht Eric Coordes von der Mönig Wirtschaftskanzlei in Münster.Industriebau Hoff und Partner ist die Schlüsselfertigbau-Sparte von Hoff. Zur Unternehmensgruppe gehört auch das Ingenieurbüro Johann Hoff, das bei der Hospizbaustelle mit der Planung und Tragwerksplanung betraut ist. Das Planungsbüro soll weiterhin bestehen bleiben und seine Tätigkeit fortsetzen.
Im Nassauer Stadtteil Scheuern blickt man nicht ohne Sorge auf die jetzt ruhende Baustelle. Nicht nur dort betrachteten einige Anwohner die Standortauswahl (nicht das Hospiz an sich, betonen alle aber unisono!) als unglücklich bis leichtsinnig. „Es wurde gewarnt, jeder hier weiß, dass das eine feuchte Wiese ist, aber im Stadtrat wutde das Projekt im Handumdrehen durchgewunken“, berichtet etwa Horst Garbe. Er hatte sich als „manchmal durchaus kritischer Bürger“ auch schon für den Erhalt des Weihers oberhalb der jetzt verwaisten Baustelle eingesetzt und erinnert sich: „Damals hat der Zuständige Sachbearbeiter bei der SGD noch gewarnt, dass ganz Scheuern überflutet würde, sollte der Damm etwa im Zuge eines Starkregenereignisses brechen. Im Bezug auf den Hospizbau spielte das plötzlich keine Rolle mehr.“ Dass es eine Gefahr gibt habe schließlich auch die Kreisverwaltung erkannt und ein weiteres Geschoss gefordert, in das die acht Bewohner des Hospizes im Fall der Fälle mittels Aufzuf evakuiert werden könnten um ein Hochwasser quai Auszusitzen, so Garbe. Vor allem störten und stören Garbe und Gleichdenkende aber Naturschutzgedanken, sie befürchten, dass „nach vielen Fehlern in der Innenstadt“ nun auch die „grüne Lunge“ Scheuerner Bachtal“ nach und nach betoniert werde. Austreichend unproblematische Flächen hätte es nach Ansicht von Garbe und Mitstreitern zum Beispiel am Krankenhaus oder in der Nähe gegeben. Im Stadtrat sahen das damals immerhin vier Mandatsträger ähnlich und stimmten -erfolglos – gegen den Standort.
Der Initator des Projektes, der Bad Emser Dr. Martin Schenking war heute leider am Telefon nicht für eine Stellungnahme zum weiteren Vorgehen erreichbar. Auf der Facebookseite des Fördervereins Stationäres Hospiz Rhein-Lahn e.V., dessen Vorsitzender Schencking ist, heißt es aber heute:
Mit Bedauern und Überraschung nehmen alle beteiligten Institutionen des Hospizes (…) davon Kenntnis, dass unser bisheriger Bauträger (…), Antrag auf Insolvenz in Eigenverantwortung gestellt hat. Dies vor dem Hintergrund, dass allein der Innenausbau des Hospizes schon weit fortgeschritten ist. Wir sind allerdings sehr optimistisch, dass wir mit den hochmotivierten beteiligten Handwerksunternehmen und Gewerken in Form einer Eigenvergabe über ein entsprechend qualifiziertes Planungsbüro den Hospizbau wie geplant abschließen werden.
Geplant war, so ist es ebenfalls auf der Facebookseite des Vereins zu lesen, das Hospiz bereits zum 1. Oktober dieses Jahres zu öffnen. Ob und wie der, sowieso knapp kalkulierte, Zeitplan nun zu halten ist, ist derzeit nur schwer zu beantworten. Anders würde man beim Förderverein seit gestern wahrscheinlich auch die Einträge vom 20. Dezember 2023 und vom 19. April bewerten. Kurz vor Weihnachten war man noch „vom Glück verwöhnt“, diesen Bauträger gefunden zu haben – vor nicht mal einem Monat war offenbar auch noch keinerlei Grund zum Zweifel gegeben: „Mit dem Generalunternehmer Hoff und Partner (…) habe man einen verlässlichen Generalunternehmer gefunden, führte Dr. Schencking weiter aus“.
Fotos: Horst Garbe