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Sechs Jahre nach Starkregen: im Wellmicher Bachtal wächst Gras über Flutschäden

Wellmich /Dahlheim | 9. März 2022 | (ww). Verwaltungsmühlen mahlen langsam. Dass sie aber so langsam mahlen können ist schon ungewöhnlich…

Rückblick: der Frühsommer 2016 ist von so genannten Starkregen-Ereignissen in der gesamten Region geprägt. Gleich mehrmals erwischt es den kleinen Ort Sauerthal in einem steilen Bachtal des Rhein-Lahn-Kreises an der Grenze zum benachbarten Hessen. Und in einer Nacht Ende Mai vor nunmehr fast sechs Jahren auch das Wellmicher Bachtal zwischen Dahlheim und Wellmich am Rhein. In beiden Orten sind die Verwüstungen groß – verglichen mit dem, was im vergangenen Juli im Ahrtal geschah, ist man aber auch dort noch mit einem „blauen Auge“ davon gekommen. Trotzdem ist auch die L334, die wichtige Verbindungstraße vom Taunus zum Rhein betroffen – an mehreren Stellen hat es die Straßenböschung, den Unterbau und die Aspahltschicht weggerissen, Tage lang ist die Strecke gar nicht befahrbar. Dann – zunächst noch mit Ampelverkehr, später ohne – nur einspurig.

Innenminister Roger Lewentz (damals noch in Personalunion Infrastrukturminister) und Landrat Frank Puchtler eilen ins Tal, versprechen „schnelle, unbürokratische“ Hilfe. Am Tennisheim in Wellmich, wo die einstürzende Gewölbekonstruktion des Bachs dafür verantwortlich ist, dass an der Stelle eines Spielfelds ein riesiges Loch klafft, tut sich auch bereits nach wenigen Wochen etwas – heute liegt das Gelände verwaist an der Landesstraße. Doch an der L334 passiert…NICHTS – bislang sechs Jahre lang.

Heute: 112 Absperrbaken stehen an den Fahrbahnverengungen im Wellmicher Bachtal, am massivsten ist nach wie vor der Bereich oberhalb der Kreuzung nach Weyer betroffen. Aus den schnellen Hilfszusagen ist bis heute nichts geworden. Zwischenzeitlich lag es an Bedenken der „Unteren Landespflege“, eines Landesangestellten bei der Kreisverwaltung, der sich über Jahre seine durchzusetzenden Richtlinien interessanterweise selbst setzen konnte. Im Kern wird aber immer wieder versucht die Untätigkeit von Land und Kreis zwischen unterschiedlichen Fachbereichen bzw. Ministerien hin- und her zuzuweisen. Kernproblem: der heute wieder so beschauliche Bach, der damals die halbe Straße wegriss, ist ein Gewässer 3. Ordnung. Und da darf/will/muss so ziemlich jede Behörde, jede Interessenvertretung und jeder Verband mitreden, der auch nur im Entferntesten etwas mit dem Sachverhalt zu tun hat. Nachfragen bei der Kreisverwaltung Rhein-Lahn laufen immer wieder ins Leere, bitten um Geduld oder kündigen „schon bald“ nächste Schritte an.

Noch nicht einmal, dass mittelrweile seit immerhin rund zwei Jahren das Geld bereit steht, konnte die Sanierung der L334 „beschleunigen“. Zuletzt fragte 56aktuell anlässlich eines Interviews nach dem diesjährigen Starkregen in Sauerthal nach, nur Tage bevor die Katastrophe die Ahr ereilte: auch da hieß es im Interview mit Landrat Frank Puchtler: „Bald geht es los!“. Bleibt die Hoffnung, dass – wer auch immer das Ruder im Kreishaus auf der Insel Silberau in Bad Ems übernimmt, dem Projekt nun endlich Priorität einräumt. Ob Kandidat Udo Rau dafür der geeignete Mann wäre, müssen sie, liebe Leser, am Sonntag, 13. März selbst entscheiden. Was er zu dem Desaster um die L334 sagt, zeigt das Video:

https://youtu.be/nGji8DBjZEw
Landratskandidat Udo Rau an der vor fast sechs Jahren unterspülten L334.

Die Redaktion von 56aktuell hofft jedenfalls inständig, dass die Abarbeitung des Starkregenereignisses im Rhein-Lahn-Kreis KEINEN Anhalt für die Dauer von den sehr viel größeren Projekten im Ahrtal liefert.