Rhein-Hunsrück-Kreis | 01. April 2023 | (ms). Die Flut im Ahrtal hat nicht nur physische Schäden in unvorstellbarem Ausmaß angerichtet – auch seelisch und psychisch haben alle Betroffenen seit dem Jahrhunderthochwasser ihr Päckchen zu tragen. Wer dabei jedoch oft vergessen wird sind die Einsatzkräfte, die ebenfalls schreckliche Eindrücke erlebt haben und die sie seit ihren Einsätzen im Flutgebiet begleiten. Denn bei einem Fall wie dem Hochwasser im Ahrtal versagen manchmal auch die besten Bewältigungsstrategien, die die Einsatzkräfte der Feuerwehren und Hilfsorganisationen normalerweise anwenden, um ihren Erlebnissen zu begegnen. Bei schweren Verletzungen oder Tod von Kolleginnen und Kollegen, Einsätzen mit vielen Toten und Verletzten oder gar Kindern, Gewalterfahrungen oder anderen belastenden Ereignissen kann der Einzelne schnell an seine individuelle Belastungsgrenze stoßen – und hier setzen nun ein Einsatznachsorgeteam an, das aus insgesamt 19 Ehrenamtlichen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), der Feuerwehren und der Notfallseelsorge Mittelrhein-Hunsrück-Mosel (NFS) besteht. Das Team wurde nach der Ahrtalflut sowie weiteren belastenden Einsätzen auf den Weg gebracht und kürzlich an zwei Wochenenden in insgesamt 36 Unterrichtsstunden entsprechend geschult. Der Einsatz von Notfallseelsorgern und Personen, die in sowie nach besonders belastenden Ereignissen zum Einsatz kommen, sei sehr wichtig, so Landrat Volker Boch. Es sei unerlässlich die Blaulichtfamilie für das Gemeinwohl nicht nur vor körperlichen, sondern auch vor seelischen Schäden zu bewahren. Dies betonte auch die Initiatorin der Schulung, Pfarrerin Edeltraud Lenz, Koordinatorin der Notfallseelsorge Mittelrhein-Hunsrück-Mosel. Der 32 Unterrichtseinheiten umfassende “Stressbewältigung nach belastenden Ereignissen”-Grundkurs (SbE) wurde von Diplom- und Notfallpsychologen Hans Walter Braun von der Bundesvereinigung Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen e.V. durchgeführt.
Der erste Baustein führte die Teilnehmer am ersten Wochenende in die Psychosoziale Notfallversorgung, die Psychotraumatologie und Stressbelastung ein. Schwerpunt des ersten Bausteins bildete das Einzelgespräch mit belasteten Kolleginnen und Kollegen. Das zweite Wochenende hatte den zweiten Baustein mit Gruppenmaßnahmen, insbesondere die SbE-Kurzbesprechung zum Inhalt. Auch der Umgang mit den eigenen Belastungen der Mitglieder des Einsatznachsorgeteams wurde intensiv geschult. Mit dem jetzt absolvierten Grundkurs sei das Einsatznachsorgeteam bereits einsatzfähig.
Der SbE-Aufbaukurs mit den Bausteinen III und IV qualifiziert zur SbE-Nachbesprechung und zur sachgemäßen Arbeit in besonderen Einsatzsituationen. Er vermittelt ein vertieftes Verständnis für Wirkmechanismen und Grenzen der Arbeit. Die Durchführung des Aufbaukurses sei ebenfalls bereits für das nächste Jahr vorgesehen. Für die Psychosoziale Versorgung Notfallbetroffener, die keine Einsatzkräfte sind, hält der Rhein-Hunsrück-Kreis im Katastrophenschutz bereits seit 1997 ein mehrköpfiges Team von Notfallseelsorgern vor.
Die Mitglieder des nun ausgebildeten Einsatznachsorgeteams für Einsatzkräfte sind nachfolgend noch einmal aufgeführt:
- Birgit Bai
- Ronja Bauer
- Sinan Brandt
- Karin Damberger
- Marie Fuhr
- Volker Georg
- Elena Gutenberger
- Stefan Herberts
- Christin-Diane Hoff
- Hans-Werner Hoffmann
- Gernot Lambio
- Eike Laube
- Edeltraud Lenz
- Jürgen Lorenz
- Justin Mertes
- Daniel Schneider
- Richard Stabe
- Roman Stilz
- Kerstin Ullrich
Quelle und Foto: Kreisverwaltung Rhein-Hunsrück-Kreis/Andreas Hoffmann