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Wahlkrimi in Koblenz, Überraschung im Westerwald, Sensation in Lahnstein

Und: ALLE Ergebnisse aus dem 56aktuell-Land. Alle Wahlkreise, VG-Bürgermeister, Oberbürgermeister, und Ortsbürgermeisterwahlen

Der Wahlabend mit spannenden Duellen um die Direktmandate und einem Erdrutschsieg bei der Lahnsteiner OB-Wahl

Region. Lennart Siefert (im Seitenbild mit Gattin Nadja, unmittelbar nach der Bekanntgabe des Ergebnisses) heißt der kommende Oberbürgermeister von Lahnstein. Der unabhängige Friedrichssegener entschied mit satten 52,8 Prozent der Stimmen völlig überraschend bereits im ersten Wahlgang das Rennen um den OB-Stuhl in der einzigen Stadt an Rhein und Lahn für s ich. Damit eroberte der stellvertretende Leiter der Lahnsteiner Polizeiinspektion die „schwarze Hochburg“ im Schnelldurchgang und beerbt am 16. Januar 2022 Peter Labonte, der nach 24 Jahren als OB in den Ruhestand geht. Doch damit nicht genug: noch nie in der Geschichte der (nie so wirklich fusionierten) Stadt Lahnstein gab es einen OB ohne CDU-Parteibuch. Schon der Wahlkampf ließ erwarten, dass sich ein Generationswechsel am Lahneck anbahnt – ein extrem starker SocialMedia-Auftritt und die „Lennart-Live“-Tour mit der Ape unterstrichen, dass der authentische und seit Jahrzehnten bestens vernetzte 40-Jährige für Veränderung steht. Endgültig aufgeräumt hat er auch mit der alten „Wahlkampfweisheit“, dass die Wahl an der Haustür entschieden wird, also beim „Klinkenputzen“ – darauf haben Siefert und sein „Team Lennart komplett verzichtet. Ab dem 15. (Labontes letzter…) beziehungsweise 16. Januar 2022 (Sieferts erster Arbeitstag) wird sich weisen, ob es dem unabhängigen OB gelingen wird, die doch sehr in klassischen Parteigrenzen agierende Kommunalpolitik in der Stadt von seinem Wunsch und Willen zur Veränderung von Lahnstein zu überzeugen. Nur wenigen der Unterstützer der Unterlegenen gelang es am Wahlabend in der Stadthalle Schrecken und Bestürzung aus dem Gesicht zu verbannen, so mancher „Glückwunsch“ wirkte eher gezwungen. Und auch das sich Gesprächspartner fanden, die sich in den vergangenen Jahren eher deutlich mieden, lässt erwarten, dass eine große Aufgabe vor Lennart Siefert liegt.

Zitterpartie für Josef Oster

Der ehemalige Verbandsgemeindebürgermeister der VG Bad Ems, Josef Oster (CDU), hatte sich im traditionell „schwarzen“ Wahlkreis 199 das Rennen um seinen ersten Wiedereinzug ins Parlament wohl auch entspannter vorgestellt. Ob Bundestrend oder der starke Wahlkampf und durchaus sympathische Auftritt des Gegenkandidaten Dr. Thorsten Rudolph (SPD) selbst für das äußerst knappe Ergebnis verantwortlich waren, bleibt offen. Als „verdammt knapp“ bezeichnete ein hörbar erleichterter Josef Oster das Ergebnis in einem Radiointerview. Spannend war es, die Auszählung der 317 Wahlbezirke im „Koblenz“ genannten Wahlkreis zu verfolgen. Bis zur Hälfte der Auszählung, lag SPD-Kandidat Rudolph hauchdünn vorne, dann schlug die Waage zugunsten von Josef Oster aus. Letztendlich waren es nicht ganz zwei Prozent die über das Direktmandat entschieden – der sonst bislang „gesetzte“ CDU-Kandidat verbucht allerdings ein Minus von fast 10 Prozent im Vergleich zur Bundestagswahl 2017. Bei den Zweitstimmen gab es allerdings den Stabwechsel im Wahlkreis 199: Mit 29,3 zu 26 Prozent wählte man in Koblenz und der Region nun überwiegend „rot“ – Minus 11,8 Prozent spiegeln da wohl deutlich den Bundestrend.

Überraschungserfolg für Tanja Machalet

Eher unerwartet trotz der bundesweiten Umfragewerte hat Dr. Tanja Machalet (SPD) den Wahlkreis
204 (Montabaur) im Direktmandat für sich entschieden. 23 Jahre lang, fünf Mal in Folge, hatten dort die Unionskandidaten gesiegt. Das letzte Mal, dass die SPD dort direkt punkten konnte, war mit Rudolf Scharping. Andreas Nick galt in sämtlichen Umfragen und bei den Diskussionen unter politisch Aktiven eigentlich als „gesetzt“ und gilt wohl auch als einer der Verlierer der „Unionskrise“. Letztlich gaben bei der Erststimme auch „nur“ 1,5 Prozent den Ausschlag, allerdings hat dort die Union gleich 13,3 Prozent bei den Erststimmen und 11 Prozent bei der Zweitstimme verloren.

Rüddel, die Vierte!

Ebenfalls knapp wurde es im Wahlkreis 197 (Neuwied). Am Schluss lag jedoch CDU „Titelverteidiger“ Erwin Rüddel nicht ganz zwei Prozentpunkte vor SPD-Bewerber Martin Diedenhofen. Rüddel zieht zum vierten Mal in den Bundestag ein. Allerdings wird dies kein Alleingang – der Wahlkreis ist extrem stark im nächsten Parlament vertreten. Der erst 26-jährige Diedenhofen rückt über die Liste (Platz 7) ebenfalls auf die Abgeordnetenbank im Reichstag. Und auch Sandra
Weeser (FDP) und Andreas Bleck (AfD) werden den Wahlkreis, der die Landkreise Altenkirchen und Neuwied abdeckt, nach der vorläufigen Auszählung im Bundestag vertreten.

Nummer vier auch für Heil

Wahlkreis 198 (Ahrweiler): Gezittert hat auch Mechthild Heil, Inhaberin des Direktmandats im Wahlkreis Ahrweiler. Zwar
holte die 60-Jährige letztlich zum vierten Mal hintereinander das Direktmandat im Wahlkreis Ahrweiler. Aber lange Zeit am Abend war der Abstand knapp zu Christoph Schmitt von der SPD. Nach fast neun Prozentpunkten Verlust gegenüber der Wahl 2017 entfielen 34,3 Prozent der gültigen Stimmen auf Heil, der 35-Jährige Schmitt erreichte 30,2 Prozent.

Landrat Bröhr wechselt nach Berlin

Marlon Bröhr (CDU) heißt der Gewinner des Direktmandats. Damit verlässt der 47-jährige Landrat den Rhein-Hunsrück-Kreis in Richtung Berlin. Der Kastellauner holte die Direktkandidatur im Wahlkreis 200 Mosel/Rhein-Hunsrück deutlich.
Bröhr „beerbt“ damit den langjährigen CDU-Abgeordneten Peter Bleser, der nicht mehr antrat. Die CDU ist weiterhin stärkste Kraft im Wahlkreis, doch die Ergebnisse von Vorgänger Bleser konnten bei weitem nicht erreicht werden. Am Ende ist allerdings dann aber doch nur das aktuelle Ergebnis entscheidend: 34,2 Prozent für Marlon Bröhr, Michael Maurer (SPD) kann lediglich 26,9 Prozent der Stimmen auf sich vereinen.

Alle anderen Wahlen im 56aktuell-Land im Überblick:

Rhein-Lahn-Kreis:

Osterspai: Sebastian Reifferscheid heißt der neue Ortsbürgermeister von Osterspai (VG Loreley), 89 Prozent stimmten für den einzigen Bewerber.

Schönborn: Satte 93,1 Prozent der Schönborner wollten, dass der neue Ortschef Frank Scherer heißt. Er wird damit Nachfolger von Bernd Roßtäuscher.

Weisel: Hubert Erdkamp, heißt der neue Ortschef von Weisel (VG Loreley). Auch er war der einzige Bewerber um das Amt und erreichte 85 Prozent.

Dieblich (Kreis Mayen-Koblenz). Christoph Jung (CDU) ist der neue Bürgermeister in Dieblich. Er wurde mit 73,8 Prozent
der Stimmen am gestrigen Wahlsonntag gewählt. Nachdem Vorgänger Andreas Perscheid sein Amt zum 1. November niederlegte kandidierte Jung als einziger Bewerber.

Westerwaldkreis:

Maxsain (VG Selters) : Andre Philippi heißt der neue Orts-Chef. Er holte rund 100 Stimmen mehr, als Mitbewerber Sascha Neugebauer.

Mündersbach (VG Hachenburg): Nicht so prächtig gelaufen ist der Wahlabend für Ralf Altgeld. Obwohl als einziger Bewerber angetreten, stimmten nur 15 Prozent der Mündersbacher für ihn. An der Wahlbeteiligung kann es nicht gelegen haben, die lag über 76 Prozent.

Waldmühlen( VG Rennerod): Auch „nur“ ein Kandidat, aber ein deutlich bestätigter neuer Ortsbürgermeister: Michael
Reitz erreichte fast 94 Prozent.

Welschneudorf (VG Montabaur) Einziger Bewerber um die Nachfolge von Günther Perlick war Ralf Heibel. 515 seiner Mitbürger wählten ihn zum neuen Ortsbürgermeister.

VG Daaden-Herdorf: Helmut Stühn heißt der neue Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daaden-Herdorf (Kreis Altenkirchen). Der parteilose Stühn war ohne Gegenkandidaten angetreten und löst Vorgänger Wolfgang Schneider (auch parteilos) ab.

Baar: In der Gemeinde Baar (VG Vordereifel/ Landkreis Mayen-Koblenz) heißt der neue Ortsbürgermeister Erwin Augel. 62,8 Prozent wollten ihn als Ortschef. In Baar wollten gleich zwei Kandidaten die Nachfolge von Heribert Hänzgen antreten, der sich im Sommer aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen hat – Gegenkandidatin Birgit Weber unterlag.

Brey (Landkreis Mayen-Koblenz /Verbandsgemeinde Rhein-Mosel): Bernhard Hoffmann heißt der frisch gewählte Ortschef von Brey. 52,8 Prozent reichten dem SPD Mann.

Gering: Auch Gering in der VG Maifeld im Landkreis Mayen-Koblenz hat einen neuen Ortschef gesucht – das Ergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

Niedersteinebach: Für die Ortsgemeinde der VG Altenkirchen-Flammersfeld gilt gleiches, wie für Gering. Auch hier muss das Ergebnis nachgereicht werden.

Stürzelbach: Christopher Schär ist mit 76,8 Prozent zum Orstbürgermeister von Stürzelbach, Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, Landkreis Altenkirchen gewählt worden und folgt damit Jessica Albus.

Waldmühlen: Dem 340-Seelen Ort in der Verbandsgemeinde Rennerod im Westerwald steht jetzt Michael Reitz als Ortsbürgermeister vor. 93,8 Prozent der Waldmühlener wollten das.