Bad Ems | 10. Januar 2023 | (ww). Die Paracelsus Klinik Bad Ems schließt zum 31. März 2023. Das wurde heute den Mitarbeitern völlig überraschend im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung eröffnet. Die Schließung betrifft nach einer nachgereichten Pressemitteilung des Klinikbetreibers „die stationärePatientenversorgung, die MVZ-Praxen und die Notaufnahme. Die unter dem Dach der Klinik angegliederten Praxen für Innere Medizin, Urologie, für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Zahnheilkunde sind von der Schließung nicht betroffen und setzen den Praxisbetrieb fort. Auch das Ambulante Therapiezentrum Nassau wird weiterhin sämtliche Leistungen anbieten.“ Auch die Stadt Bad Ems sowie alle anderen kommunalpolitischen Instanzen waren vorab nicht – wie in vergleichbaren Fällen üblich – informiert oder gar in Rettungsversuche eingebunden.
Der Bad Emser Stadtbürgermeister Oliver Krügel zeigt sich in einer ersten Stellungnahme bestürzt, aber auch enttäuscht über die Informationsstrategie des Klinikbetreibers. Er fordert ein Umdenken in der Gesundheitspolitik.
In ihrer Pressemitteilung begründet die Betreibergesellschaft den radikalen Schritt zunächst mit einem eklatanten Fachkräftemangel: „Schon seit geraumer Zeit befand sich die Paracelsus Klinik Bad Ems in einer schwierigen Lage. Dringlichstes Problem seit vielen Jahren und zuletzt durch demografischen Wandel und Corona-Krise weiter verschärft, war ein anhaltender Fachkräftemangel, der in den letzten Monaten den Krankenhausbetrieb zunehmend erschwerte. Immer wieder kam es aufgrund von Personalmangel und hohem Krankenstand zu Abmeldungen der Notaufnahme oder einzelner Abteilungen“, heißt es auf der Internetseite der Paracelsus-Klinik.
Das der Klinikbetrieb defizitär war überrascht kaum. „Bereits zum Jahresende 2021 hatte die Klinik mit erheblichen Verlusten abgeschnitten, die Klinik ächzte massiv unter den Folgen der Corona-Pandemie. Schon in den Jahren vor Ausbruch der Pandemie stand die Klinik unter erheblichem Druck. Und auch die Prognosen für 2022 mussten immer wieder nach unten korrigiert werden. Denn auch ein striktes Kostenmanagement in den vergangenen Monaten konnte die schwache Leistungsentwicklung der Klinik nicht im notwendigen Umfang ausgleichen. Erhebliche aber notwendige Investitionen in Medizintechnik und Gebäude hätten auf unabsehbare Zeit verschoben werden müssen – zulasten einer guten Patientenversorgung“, heißt es in der Pressemeldung weiter.
Gespräche mit anderen Krankenhausträgern in der Region über eine mögliche Zusammenarbeit, Übernahme oder Portfolio-Aufteilungen verliefen jedoch im Ergebnis erfolglos. „Die Schließung einer Klinik ist ein vehementer Schritt, den wir uns nicht leicht gemacht haben. Wir haben über einen langen Zeitraum intensiv nach Alternativen gesucht und bis zum Schluss an einem veränderten medizinischen Konzept gearbeitet. (…)Die Schließung einer Klinik ist immer ein unglaublich schmerzhafter Prozess und löst in der Bevölkerung verständlicherweise Sorgen um eine lückenlose medizinische Versorgung in der Region aus. Gleichwohl sind wir gemeinsam mit den Verantwortlichen des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Wissenschaft und Gesundheit davon überzeugt, dass die medizinische Versorgung in der Gesundheitsregion Bad Ems durch die umliegenden Krankenhäuser und Einrichtungen weiter gewährleistet ist. Die bedarfsgerechte Versorgung ist gesichert“, bekräftigt Geschäftsführer Tomislav Gmajnic.
Arbeitnehmervertreter und Klinikmanagement nehmen nun Gespräche über einen Sozialplan auf.

