Miehlen | 21. Dezember 2023 | (ww). Mehr als 10.000 Fahrzeuge rollen täglich durch Miehlen im Taunus. Seit Jahrzehnten wurde hier der Ruf nach einer Ortsumgehung immer lauter, auch bei den zahlreichen Betrieben und Unternehmen im florierenden Gewerbegebiet. Doch nicht nur da. Die L335 von Braubach nach Nastätten oder umgekehrt ist eine wichtige und viel genutzte Querverbindung zwischen Bäderstraße und Mittelrheintal, die durch die Einführung der LKW-Maut nocheinmal deutliche Steigerungen beim Schwerverkehr erfahren hat.
Mit der Teilumgehung von Nastätten (Abfahrt Bettendorf bis zum Anschluss der L337) begann der schrittweise Ausbau der Strecke vor Jahrzehnten, es folgte die Umgehung von Dachsenhausen und wiederum Jahre später die Umgehung Nastätten-Buch (da allerdings als B274) mit dem Anschluss an die Bäderstraße am Kreisel bei Holzhausen. Das größte Projekt war dann bislang die Umgehung für Marienfels und Miehlen. Dafür erfolgte der Spatenstich im Herbst 2015 – die Bauzeit sollte ursprünglich vier Jahre betragen, letztlich wurden es dann doppelt so viele. Begonnen wurde dort mit dem Abschnitt Marienfels, allerdings gab es schon dabei deutliche Verzögerungen. Die größte Panne: Weil der falsche Beton verwendet wurde, musste 2017 ein Teil des Brücke über das Ehrbachtal wieder abgerissen und dann neu gebaut werden. Eröffnet wurde der Teilabschnitt dann im Mai 2021.
Die gesamte Umgehung hat eine Länge von rund 4,8 Kilometer. Die Fahrbahnbreite beträgt 7 Meter bzw. 7,5 Meter mit Randstreifen. Im Verlauf der Umgehung waren insgesamt sechs Brückenbauwerke nötig. Die geschätzten Baukosten beliefen sich 2016 auf 18,7 Mio. Euro, auf der Seite des LBM ist heute zum Projekt zu lesen: die geschätzten Baukosten belaufen sich nach dem Stand im Januar 2022 auf insgesamt rund 28 Mio. Euro. Zwischenzeitlich war einmal die Fertigstellung in 2022 angekündigt, im Augsut 2023 heißt es auf der Facebookseite Ortsumgehung Miehlen/Marienfels: „Jetzt sind wir bereits im August 2023 und warten immer noch, allerdings besteht Hoffnung, dass wir vielleicht noch in diesem Jahr die Umgehung nutzen können“ – dieser Wunsch wurde erfüllt.
Allerdings ganz fertig ist sie dann doch noch nicht, die Umgehung von Miehlen. Die aktuelle Meldung des LBM von heute dazu:
Im Laufe des Donnerstag, den 21. Dezember, können die Arbeiten an den Schutzeinrichtungen sowie die Montage der Verkehrstafeln im Ausbaubereich abgeschlossen werden. Aufgrund der schlechten Witterung, konnte jedoch im Übergangsbereich zur vorhandenen Trasse in Richtung Marienfels die Markierung nicht aufgebracht werden. Die Verkehrsführung erfolgt mittels Baken. Somit kann dann die Umgehung ab Donnerstag , den 21. Dezember 2023 am Nachmittag unter Verkehr gehen. Doch sind die Arbeiten noch nicht ganz fertig. Im Bereich der „Tongrube“ ist der Anschluss „Miehlen Nord“ noch herzustellen. Die provisorische Anbindung wird hier zurückgebaut und die neue Anbindung abschließend hergestellt. Der Verkehr aus Hunzel kommend, gelangt dann für diese Bauzeit über den neuen Kreisel und die Umgehungsstraße in Richtung Dachsenhausen. Im Verlauf des Frühjahres 2024 werden ebenfalls dann außerhalb der Trasse noch die Oberflächenarbeiten und verschiedene Restarbeiten im Bereich der Wirtschaftswege und des Regenrückhaltebeckens ausgeführt sowie die Mühlbachverrohrung zurückgebaut.
Nun ist die Ortsumgehung von Miehlen seit heute Nachmittag tatsächlich freigegeben. Wir haben es uns nicht nehmen lasssen zu den Ersten auf der lang ersehnten Umgehung zu gehören und haben die Premiere für euch im Zeitraffer festgehalten:
Jetzt muss noch der Rest der kurven- und unfallreichen Strecke der L335 zwischen Dachsenhausen und Braubach saniert, bzw. aufgeweitet werden und dann wäre die kostspielige Verbindung zwischen der Bäderstraße und dem Mittelrheintal bald fertig…wenn da nicht die letzten Meter wären. Das sprichwörtlich letzte Stück führt mitten durch das malerische Braubach am Fuße der Marksburg und dort durch die absolute Engstelle am Obertor-Turm. Und hier rücken die Pläne um eine Ortsumgehung mittels Tunnel von der B42 in das Dachsenhäuser Bachtal, ebenfalls seit Jahrzehnten, immerwieder in weite Ferne. Unter anderem weil immer wieder Bedenken wegen des Welterbe-Status des Mittelrheintals ins Rennen geführt werden, aber letztlich das Projekt weder im Land noch im Bund priorisiert wird. Und so wird Braubach weiter verwährt, was nach Marienfels jetzt auch Miehlen erleben darf: eine deutliche Beruhigung und Aufwertung der Lebensqualität.