Home » Hospiz Rhein-Lahn hat seine Arbeit aufgenommen

Hospiz Rhein-Lahn hat seine Arbeit aufgenommen

Nassau | 4. Februar 2025 | (ww). Im Hospiz Rhein-Lahn ist der Alltag eingezogen. Die ersten Gäste kommen und Angehörige sind voll des Lobes. „Schon als wir dieses wundervoll schöne Haus betreten haben, fühlten wir uns von Anfang an sehr wohl und gut aufgehoben“, schrieb dieser Tage Michael R. ins Gedenkbuch.
Sein Bruder Peter war der erste Gast im Hospiz. Für ihn sei es ein sehr großes Glück gewesen, hier aufgenommen worden zu sein. „Denn hier wird der Mensch gesehen und es orientiert sich alles an den Bedürfnissen des Gastes. Es wurde ihm jeder Wunsch von den Augen abgelesen und auch erfüllt.“ Inzwischen ist der erste Gast und noch ein weiterer verstorben. Michael R. dankte dem Team, dass sein Bruder in Würde auf seine letzte Reise gehen durfte. „Mit Eurer Menschlichkeit, Herzlichkeit, Ruhe und Fürsorge habt Ihr uns sehr geholfen, besser mit der Situation fertig zu werden.“ Der Hinterbliebene lobt Frieden und Geborgenheit im Haus die Empathie, Wertschätzung und Freundlichkeit, die aufopferungsvolle Pflege, offene Ohren und tröstende Worte.

„Es läuft alles gut“, berichtet Hospizleiterin Hanne Benz, wobei natürlich noch organisatorische Anfangssachen zu klären seien. Sie wünscht sich ein volles Haus. Ins Hospiz aufgenommen wird, wer an einer unheilbaren Erkrankung im Endstadium leidet. Dazu gehören Krebserkrankungen, Aids, neurologische oder chronische Erkrankungen des Herzens, der Nieren, des Verdauungstraktes und der Lunge. Für die Einweisung ist eine ärztliche Bestätigung erforderlich. Im Hospiz steht rund um die Uhr ein hochqualifiziertes Team zur Verfügung. Pflegedienstleiterin Heidi Wachter ist verantwortlich für 15 Fachpflegekräfte (drei davon in Vollzeit). Es gibt eine Früh-, Spät- und Nachtschicht und einen zusätzlichen Tagdienst. Hinzu kommen Ariane Schencking, die für die psychosoziale Begleitung auch der Angehörigen und für die Ehrenamtskoordination zuständig ist. In der Hauswirtschaft arbeiten vier Mitarbeiterinnen, abwechselnd in der Küche und in der Reinigung. Außerdem kümmern sich zwei Hausmeister in Teilzeit um das Haus. Schon beim Einzug in das Hospiz wird von den Palliativmedizinern Dr. Martin Schencking oder Alexander Gindi, die regelmäßig zur Visite kommen, für den Gast eine adäquate, symptomlindernde Medikation festgelegt. Dies hilft im Bedarfsfall Symptome wie Schmerzen, Luftnot, Angst und Unruhe zu lindern. Im Hospiz finden keine das Leben verlängernden Behandlungen, wie etwa eine Bluttransfusion oder eine Chemotherapie, mehr statt.

Auch die beiden Palliativmediziner sind beeindruckt von der fürsorglichen und liebevollen Betreuung durch das Team. Durch den Einsatz entsprechender palliativmedizinischer Maßnahmen und Therapien konnten die behandelten Patienten nahezu frei von quälenden Symptomen wie starke Schmerzen oder Atemnot ihre letzte Reise antreten, berichtet Dr. Schencking. Die Zufriedenheit und Überraschung der Angehörigen sei jeden Moment zu spüren gewesen – zum einen aufgrund der Atmosphäre des Hospizes, zum anderen durch die Professionalität der fachärztlichen Versorgung: Die Angst, dass deren Liebsten keine adäquate Therapie zur Symptomlinderung verabreicht oder durch desolate Zustände im stationären Klinikbereich verschlimmert wird, verschwand sofort.
Dr. Schencking betont, dass es zwar eine etablierte Bandbreite hochpotenter Medikamente zur Schmerzlinderung oder Reduktion von Atemnot gäbe, diese aber im Krankhaus zu wenig bis gar nicht eingesetzt würden, häufig aufgrund von Zeitnot oder Unerfahrenheit. Dafür biete das Hospiz in Nassau nun einen Raum, in welchem einzig und allein die Linderung dieser Beschwerden in den letzten Tagen zähle.

Heidi Wachter beobachtet, dass Gäste mit der Aufnahme ins Hospiz oft zur Ruhe kommen und sogar noch einmal aufblühen. Das wirke sich auch positiv auf die Angehörigen aus. Beiden werde noch einmal gemeinsame Zeit geschenkt. „Essen spielt eine wichtige Rolle“, weiß sie. Es gibt keine festen Essenszeiten, sondern Mahlzeiten oder Kleinigkeiten dann, wenn der Gast Appetit hat. Und dabei wird ganz auf seine Wünsche eingegangen, egal ob es der Stramme Max oder der Toast Hawaii ist.

Prima, dass alles so neu ist, findet Pflegefachkraft Franziska, denn dieses Hospiz ist in ihren Augen etwas ganz Besonderes. Gerne fährt sie von ihrem Wohnort Schlangenbad darum 40 Minuten bis zu ihrem Arbeitsplatz. Es sei einfach beeindruckend, „wie viel Herz“ hier sei und das viele motivierte Menschen an einem Strang ziehen. Franziska hat mit Peter R., ehe er kurz danach friedlich einschlief, noch ein Gebet gesprochen. Dann wurde der Verstorbene hergerichtet, es fand mit Angehörigen ein Verabschiedungsritual statt und an seiner Beisetzung in Dachsenhausen haben Heidi Wachter und Ariane Schencking teilgenommen. Am Baum der Erinnerung im Wohnzimmer des Hospizes hängt jetzt ein Ahornblatt aus Holz, auf dem das Geburts- und Sterbedatum von Peter R. geschrieben stehen. (vy)

Bildunterschrift zum Beitragsbild
Eine Tagesschicht im Hospiz Rhein-Lahn (v.l.n.r.): Franziska, Carina, Waltraud, Hanne Benz, Ariane Schencking, Heidi Wachter, Nina und Ulrike. Foto: Christine Vary

Quelle: PM: Hospiz Rhein-Lahn