Koblenz | 3. September 2024 | (ww). Die Entschärfung der Fliegerbombe in der Baustelle der Pfaffendorfer Brücke in Koblenz wurde heute nach rund viereinhalb Stunden abgebrochen (wir berichteten). Die Stadt Koblenz teilte dies gegen 16 Uhr leider ohne Angaben von Gründen in einer kurzen Pressemitteilung mit. Sven Rasehorn vom Kampfmittelräumdienst Rheinland-Pfalz hat den wartenden Pressevertretern vor Ort trotz langem und anstrengendem Arbeitstag noch ein ausführliches Interview zu den Gründen gegeben.
Wie war die Situation vor Ort? Gab es Probleme?
Die amerikanische 250-Kilo-Sprengbombe hat damals beim Aufschlag einen ziemlichen „Bauchplatscher“ bekommen. Sie ist also nicht mehr zylindrisch, sondern deutlich deformiert. Der Boden samt Heckzünder wurde rausgedrückt, es ging also bei der Entschärfung „nur noch“ um den Kopfzünder. Der hat beim Aufprall aber auch ganz schön was abgekriegt und war schon komplett „abgeschert“. Da gibt es keine Angriffsfläche mehr, sodass man mit einer Zange oder sonstigem Fern-Entschärfungsgerät da ran könnte. Wir haben auch festgestellt, dass da wohl schon mal jemand mit einer Zange dran war, man hat Spuren davon am Zünder gesehen. Wir gehen davon aus, dass die Wehrmacht das damals schon probiert hat.
Wie außergewöhnlich war denn die Situation für sie und ihr Team heute?
Eine herkömmliche Entschärfung war das heute definitiv nicht. Aber es war nach der Erkundung klar , dass wir da nicht so rangehen können, wie wir das sonst machen. Deswegen haben wir uns auch für die Ausbohrmethode entschieden, das heißt es werden einmal komplett um den Zünder herum von Hand Löcher gebohrt. Die Steege, die dazwischen stehen bleiben, hätten, beziehungsweise haben wir nachher rausgebrochen. Das hat heute aber leider nur zum Teil geklappt, ein Teil des Zünders kam raus, aber leider stecken die Detonatoren noch drin.
Also war es schon am Freitag klar, dass das schwierig wird?
Wir sind nach der ersten Besichtigung davon ausgegangen, dass es definitiv schwieriger werden wird. Mit drei Stunden haben wir auf jeden Fall gerechnet, jetzt hat es sogar noch länger gedauert und trotzdem nicht funktioniert. Mit einem zweiten Anlauf haben wir aber eigentlich nicht gerechnet. Das war heute ehrlich gesagt, aber auch das erste Mal, dass wir einen zweiten Anlauf brauchen.
Das Interview wurde für 56aktuell mit dem Handy aufgezeichnet, sinngemäß gekürzt und im Sinne der wörtlichen Rede angepasst.