Lahnstein | 21. Januar 2025 | (ww). Von etwa 11 bis gegen 17 Uhr lief bei der Lahnsteiner Firma Zschimmer&Schwarz ein Großeinsatz der Feuerwehren aus der Region. Die Polizei meldete um 12.09 Uhr, dass es bei dem Hersteller von chemischen Spezialprodukten zu einem Gasaustritt gekommen sei. Vor Ort war die Informationslage eher spärlich, die Feuerwehrpräsenz dafür um so größer: Teile des Gefahrstoffzuges aus dem gesamten Rhein-Lahn-Kreis (und Unterstützungskomponenten dafür) waren alarmiert, auch die Berufsfeuerwehr Koblenz, unter anderem mit einer Hochleistungs-Wasserföderungskomponente aber auch Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr aus den Stadtteilen von Koblenz mit zahlreichem Personal und Material zur Gefahrstoffabwehr. Insgesamt waren nach Auskunft der Einsatzleitung rund 200 Kräfte gemäß Alarmplan im Einsatz.
Vor Ort soll es nach unbestätigten Informationen an einem Kesselwagen zu einer (vermuteten?) Undichtigkeit, bzw. zu einem (vermuteten?) Produktaustritt gekommen sein. Ob es sich bei der Ladung, wie es aus gewöhnlich gut informierten Quellen heißt, um Ethylenoxid gehandelt hat, wollte der in der Firma eingerichtete Krisenstab weder bestätigen noch dementieren. Um 15.16 Uhr veröffentlichte das Unternehmen folgende Pressemitteilung:
Vorsorglicher Feuerwehreinsatz auf dem Werksgelände von Zschimmer & Schwarz
Werkfeuerwehr sowie weitere Einsatzkräfte vor Ort
Auf dem Werksgelände von Zschimmer & Schwarz wurde heute gegen 11 Uhr bei einer routinemäßigen Überprüfung vor Rohstoffübernahme eine Undichtigkeit an einem Kesselwagen festgestellt. Aufgrund der Meldung wurden umgehend umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen eingeleitet. Die Werkfeuerwehr von Zschimmer & Schwarz sowie weitere Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei sind vorsorglich vor Ort, um die Situation zu beurteilen und mögliche Gefahren auszuschließen. Die Feuerwehr führt umfassende Messungen im Nahbereich des betroffenen Kesselwagens durch. Anhand der Messergebnisse kann eine potentielle Gefährdung ausgeschlossen werden. Aufgrund der schnellen Reaktion und des äußerst umsichtigen Verhaltens unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnte eine potentielle Gefahrenlage sofort ausgeschlossen werden. Gemäß externem Notfallplan rückten die Einsatzkräfte routinemäßig zu Zschimmer & Schwarz aus. Die Gesamtheit der Maßnahmen und die reibungslosen Abläufe zeigen, wie zuverlässig unser Sicherheitsmanagement funktioniert“, betont Wolfgang Böhm, Technischer Geschäftsführer bei Zschimmer & Schwarz. Aktuell arbeitet Zschimmer & Schwarz daran, zusammen mit den weiteren Einsatzkräften die gefahrlose Entladung des Kesselwagens durchzuführen. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestand zu keinem Zeitpunkt.
Angesichts eines mehrstündigen Feuerwehreinsatzes mit Kräften aus dem gesamten Rhein-Lahn-Kreis und der Stadt Koblenz, wirft diese Pressemitteilung allerdings eher weitere Fragen auf, anstatt zu informieren, bzw. weist sogar Widersprüche auf. Wenn die Feuerwehr, wie es in der Überschrift heißt nur vorsorglich alarmiert war, warum wurde sie dann bis gegen 17 Uhr gebraucht um „die gefahrlose Entladung des Kesselwagens durchzuführen“? Warum konnte eine Gefährdung erst nach Messungen der Feuerwehr ausgeschlossen werden, wenn diese doch schon „sofort“ durch das besonnene Handeln der Mitarbeiter ausgeschlossen wurde? Warum wird nicht mitgeteilt, um welchen Stoff es sich bei der Ladung des Kesselwagens gehandelt hat und welche Gefahren davon ausgehen könnten? Warum wird nicht mitgeteilt, ob es einen Produktaustritt gab oder eben nicht? 56aktuell hat dem eingerichteten Kristenstab, bzw. der Medienstelle, diese Fragen gestellt – beantwortet wurden sie trotz Zusage bisher nicht. Etwas mehr Transparenz in der Information dürfte man sich, gerade von einem Chemie-Unternehmen, nach stundenlang immer wieder deutlich in Lahnstein und der Region wahrzunehmenden Einsatzfahrten zum Standort unserer Einschätzung nach schon wünschen dürfen.
++update: Um 17.12 Uhr sendete das Unternehmen eine weitere Pressemitteilung, mit folgendem, abweichenden Teil von der ursprünglichen Schilderung:
Die Werkfeuerwehr war unverzüglich vor Ort und wurde durch vorsorglich alarmierte Einsatzkräfte aus dem Kreis unterstützt. Die vermutete Leckagestelle wurde überprüft, und anhand der Messergebnisse konnte eine potentielle Gefährdung sehr schnell ausgeschlossen werden. Die zuständigen Behörden wurden umgehend informiert. Es bestand zu keiner Zeit eine Gefahr für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die umliegende Bevölkerung. Der Regelbetrieb wurde am Standort Lahnstein wieder aufgenommen. Derzeit führt Zschimmer & Schwarz die routinemäßige Entladung des Kesselwagens durch.
PS.: Vielen Dank für den echt guten Kaffee und den betreuten Spaziergang zu den, nach dem Kaffee, auch außerhalb des Firmengeländes nicht mehr zugänglichen Teilen der Einsatzstelle. Apropos: warum waren die denn eigentlich rund vier Stunden nach Einsatzbeginn noch gesperrt, wenn „eine potentielle Gefährdung sehr schnell ausgeschlossen werden“ konnte?#ichfragenurfüreinenfreund