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    Koblenz | 23. November 2022 | (cm). In Koblenz hat jetzt das „Parlament des Handwerks“ getagt. Die HwK-Vollversammlung im nördlichen Rheinland-Pfalz kommt einmal jährlich zusammen, um wichtige Entscheidungen für die insgesamt 21.400 Handwerksbetriebe im Kammerbezirk zu treffen. Die Vollversammlung ist das oberste Selbstverwaltungsorgan der Handwerkskammer und besteht aus 48 gewählten Mitgliedern. Zwei Drittel sind Arbeitgeber, ein Drittel gehört dem Arbeitnehmerflügel an. Trotz der derzeitigen wirtschaftlichen wie geopolitischen Krise ist die Zahl der Betriebe im Jahresverlauf gestiegen. Das spreche für die Wirtschaftskraft des Handwerkes, so Kurt Krautscheid, Präsident der Handwerkskammer (HwK) Koblenz. Allerdings habe sich die Einschätzung zur aktuellen Geschäftslage gerade im Herbst deutlich abgekühlt. Für das nächste Quartal erwarten 59 Prozent der befragten Betriebe demnach, dass sich die Geschäftslage verbessert oder zumindest gleichbleibt. Das sei ein Rückgang von 30 Prozent, so Krautscheid. Besonders betroffen sind demnach die energieintensiven Branchen, wie die Nahrungsmittelhandwerke Bäcker, Fleischer und Konditoren. Zu den Sorgen über steigende Energiepreise gesellt sich demnach jetzt auch noch die sinkende Kaufkraft der Verbraucher aufgrund der Inflation.  Man spüre in dieser Situation leider auch, wie wichtig Nachhaltigkeit beim Lebensmitteleinkauf und die Unterstützung regionaler, handwerklicher Anbieter in einer Krise beim Blick in die Brieftasche der Konsumenten tatsächlich sind. Das könne man den Menschen noch nicht einmal zum Vorwurf machen. Da steigende Nebenkosten in den Haushalten dazu kommen, schaue man auf eine Kettenreaktion, so Krautscheid.

    Aber nicht nur die Probleme durch die derzeitigen Krisen standen auf dem Programm, auch weitere Themen kamen in der Vollversammlung auf den Tisch. Beispielsweise das Thema Fachkräftesicherung – dieses ist und bleibt eine große Herausforderung für das Handwerk. So appellierte die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt, dass das Ansehen der Ausbildung deutlich verbessert werden muss. Das Studium werde in der öffentlichen Wahrnehmung im Vergleich zur dualen Ausbildung immer noch deutlich favorisiert, was zu Lasten der Fachkräftesituation in der Wirtschaft gehe, so Schmitt. Auch der Blick auf die Zahlen ist laut Hwk-Präsident Kurt Krautscheid alarmierend. Bei den neu abgeschlossener Ausbildungsverträge sei der Pandemieknick 2020 von über acht Prozent im letzten Jahr nur um ein Prozent korrigiert. Aktuell liege man 1,3 Prozent unter den Zahlen von 2021, also faktisch unter dem Wert des Corona-Jahres 2020, fasste Krautscheid die Lage um die Nachwuchsgewinnung zusammen. Stolz macht ihn hingegen die Qualität der Ausbildung durch die Betriebe und die Leistungen der Handwerksjugend im Kammerbezirk. So kann sich die HwK Koblenz derzeit über jeweils zwei Erst- und Zweitplatzierungen sowie drei dritte Plätze beim Praktischen Leistungswettbewerb auf Bundesebene freuen.

    Ein weiterer Punkt in Bezug auf das Thema Ausbildung schnitt HwK-Vizepräsident Joachim Noll an, indem er sich als Arbeitnehmervertreter für ein kostenloses Lehrlings-Ticket aussprach. „Wir fordern seit langem ein Jobticket für Lehrlinge. Das bundesweite 49-Euro-Ticket ist dabei ein wichtiger und richtiger Ansatz und ich fordere die Politik wie auch die Ausbildungsbetriebe auf, diese Kosten – auch im Sinne der Fachkräftesicherung – für unsere Lehrlinge zu übernehmen. Allerdings gab er auch zu bedenken, dass so ein Ticket nur dann Sinn macht, wenn die Angebote des ÖPNV verbessert und ausgebaut werden. Außerdem forderte Noll mit Blick auf die Verhandlungen im Kfz-Gewerbe flächendeckende Tarifverträge für das Handwerk, die ein wesentliches Instrument zur Bekämpfung des akuten Fachkräftemangels seien.

    Weitere Themen waren der Wiederaufbau des Ahrtals, bei dem das Handwerk eine wichtige Rolle übernimmt, sowie der geplante Neubau eines Verwaltungsgebäudes und eines Parkhauses auf dem „Campus Handwerk“ im Umfeld des Veranstaltungsortes.

    Quelle: PM Handwerkskammer Koblenz

    Fotos: Michael Jordan / Abdruck honorarfrei

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