Koblenz | 06. Dezember 2022 | (cm). Sind das die Brücken der Zukunft? Die Hochschule Koblenz hat eine hybride Holz-Granit-Verbund-Brücke entwickelt. Diese soll nachhaltiger und langlebiger als jede Betonbrücke sein. Der laut Hochschule bislang weltweit einzige Prototyp wird derzeit von den Studierenden als über sechs Meter langer Stehtisch im Außenbereich der Mensa genutzt.
Das auffallende Möbelstück dient weiterhin als Forschungsobjekt, beispielsweise um das Verhalten des Materials bei Wintereinbruch zu messen. Das Projekt “Hybridkonstruktionen in Holz-Granit-Verbundbauweise (HGV)” wird vom Bundesbildungsministeriums (BMBF) über die Dauer von vier Jahren gefördert. Dafür hatte das BMFB eine Zuwendungssumme in Höhe von 416.289 Euro zur Verfügung gestellt. Diese Summe stockten die kooperierenden Unternehmen Kusser Granitwerke GmbH, Schaffitzel Holzindustrie GmbH + Co. KG und Ingenieurbüro Miebach mit Geld- und Sachmitteln um insgesamt weitere 100.000 Euro auf. Die Aufstellung des Holz-Granit-Verbundträgers wurde durch Fertigbau Lindenberg OTTO QUAST GmbH & Co. KG und den Freundeskreis der Hochschule unterstützt.
Ökologische Aspekte wie die nachhaltige Produktion und Langlebigkeit von Baustoffen wie auch die absehbaren Wartungskosten spielen bei der Planung von Bauwerken eine immer größere Rolle, so die Hochschule. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen des Forschungsprojektes ein statistisch abgesichertes Bemessungskonzept für eine Verbundbauweise aus Granit und Holz entwickelt, die insbesondere für Geh- und Radwegbrücken oder stark genutzte Bereiche in Gebäuden infrage kommt. „Das von uns erforschte System ist den gängigen Verbundbauweisen Stahl und Beton beziehungsweise Holz und Beton ökologisch und ökonomisch überlegen“, erklärte Prof. Tim Göckel, der seit 2015 im Fachbereich bauen-kunst-werkstoffe der Hochschule Koblenz die Professur für Ingenieurholzbau und Konstruktive Grundlagen im Bauwesen innehat. Die industriell gefertigten Baustoffe Beton und Stahl würden bislang gerne als Verbundmaterial genutzt, hätten jedoch eine wesentlich schlechtere Kohlenstoffdioxidbilanz als der Naturstoff Granit, so Göckel weiter. Granit an sich sei bisher als rein tragendes Baumaterial nur begrenzt einsetzbar, entfalte jedoch neue Möglichkeit, wenn es mit Holz kombiniert werde. Unter anderem wird so das Eigengewicht der Konstruktion erheblich reduziert. Das Granit wiederum schützt bspw. das Holz vor Streusalz.
Bei diesem bislang einzigartigen Prototyp einer hybriden Holz-Granit-Verbundbrücke wird es laut Hochschule nicht bleiben. Eine Kommune in Bayern hat bereits zwei Fußgängerbrücken mit einer Spannweite von jeweils 25 Metern bei einem der Kooperationsunternehmen bestellt. Jetzt gelte es an die sehr guten Ergebnisse anzuknüpfen und weitere Forschungsanträge zu stellen, so Prof. Dr. Andreas Laubach.
Quelle: PM Hochschule Koblenz
Fotos: Hochschule Koblenz/Gandner