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    –  ein Kommentar von Willi Willig –

    Vor dem Nassauer Bahnhof steht eine Kastanie, sie prägt das Ortsbild ohne Zweifel. Vor allem den Charakter des Bahnhofsvorplatzes. Dem wahrscheinlich 100 Jahre alten Baum geht es aber schon geraume Zeit nicht gut. Jetzt informiert Nassaus Bürgermeister Manuel Liguori in einer Pressemitteilung, dass der Baum definitiv nicht mehr zu retten ist.

    Das ist schade, kommt aber gelegentlich vor. Und dann ist Handeln gefragt. Wenn dann noch in einer Pressemitteilung, also öffentlich, nach einem Expertengutachten “schneller Handlungsbedarf” als nötig bezeichnet wird und es weiter heißt, dass “in Anbetracht des sehr schlechten Zustandes des Baumes und das hohe Gefährdungspotential” reagiert werden müsse,  dann mutet die im Kinderbuch-Erzählstil geschriebene Pressemitteilung doch recht naiv an. Man müsste sie sogar als leichtsinnig bezeichnen, wenn man des Stadtbürgermeisters Umsetzung des selbst bestätigten “schnellen Handlungsbedarfs” sieht: “Der Hauptausschuss der Stadt Nassau beschäftigte sich in seiner letzten Sitzung ebenfalls mit diesem Sachverhalt und hat einstimmig entschieden, den Baum entfernen zu lassen. Dies wird in den nächsten Wochen geschehen.” 

    Da gibt es jetzt genau zwei Möglichkeiten.

    Entweder: Liguori hat in seiner Pressemitteilung den Zustand des Baumes schlimmer dargestellt, als er eigentlich ist. Das nennt man auch: maßlos übertrieben. Dann wäre Zeit für Stuhlkreise, die geschilderten Gesprächsrunden und einen Fälltermin irgendwann in einigen Wochen.

    Oder: Der Zustand ist wirklich sehr schlecht, er birgt ein echtes hohes Gefährdungspotential, schneller Handlungsbedarf ist deswegen mehr als nötig – na, dann muss mein Freund der Baum eben weg und zwar schnell. Und bis dahin müsste zumindest verhindert werden, dass sich Schüler und Pendler darunter aufhalten. Und zwar bevor etwas passiert!


    Als Hintergrund hier noch die Pressemitteilung des Stadtbürgermeisters im Original:

    PRÄGENDE KASTANIE MUSS GEFÄLLT WERDEN

     

    Schülerinnen und Schüler tummeln sich unter ihr, vor allem frühmorgens und mittags, wenn die Busse am Bahnhof abfahren. Daneben zahlreiche Berufstätige, die mit Bussen ankommen und den Zügen weiterfahren.

    Gemeint ist die für den Bahnhofsvorplatz prägende, möglicherweise 100 Jahre alte Rosskastanie, mit dem schwierigen wissenschaftlichen Namen Aesculus hippocastanum. Ihr bis in tiefe Erdschichten wachsendes Wurzelwerk mag in den letzten Jahren zu wenig Wasser bekommen haben. Die Blätter werden früh braun und von der eingewanderten Miniermotte geschädigt, deren Larven im Blatt fressen. Zudem kommen Pilze und Bakterien, die dem Baum schon seit Jahren, möglicherweise seit Jahrzehnten zusetzen. Ein Rückschnitt von toten Ästen vor Jahren konnten die Vitalität nicht steigern.

    Wie das Sachverständigenbüro Pro Habitus nunmehr nach eingehender Untersuchung durch Herrn Schreiber feststellte, ist schneller Handlungsbedarf nötig. Stadtbürgermeister Manuel Liguori lud kurzfristig zu einem Termin: „In Anbetracht der Kenntnisse um den sehr schlechten Zustand des Baumes und das hohe Gefährdungspotential müssen wir reagieren, leider. Die Personen rund um den Bahnhofsvorplatzes müssen geschützt werden. Windereignisse können schnell zu Schäden führen“. (…)Der Hauptausschuss der Stadt Nassau beschäftigte sich in seiner letzten Sitzung ebenfalls mit diesem Sachverhalt und hat einstimmig entschieden, den Baum entfernen zu lassen. Dies wird in den nächsten Wochen geschehen.(…)

    Für das eigentliche Thema irrelevante Textpassagen der PM sind entfernt. Die Stellen sind durch (…) markiert.

     

     

     

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