Home » Kreis Neuwied hat seine Lehren aus der Ahrflut gezogen

Kreis Neuwied hat seine Lehren aus der Ahrflut gezogen

Kreis Neuwied | 18. Juli 2022 | (cm). Nach der verheerenden Flut vor einem Jahr im Ahrtal hat der Kreis Neuwied seine Lehren gezogen. So sei der Katastrophenschutz auf vielen Ebenen verbessert worden, teilte der Kreis jetzt mit. Man müsse daraus lernen und die Erkenntnisse nutzen, um sich zu verbessern, damit so etwas nicht noch einmal vorkomme, betont Landrat Achim Hallerbach. Ihm sei jedoch bewusst, dass der Mensch Naturkatastrophen nie völlig kontrollieren könne. Trotzdem hat der Kreis einige wichtige Maßnahmen ergriffen. Abgeschlossen sei dieser ganze Prozess noch lange nicht, so der Landrat. Aber die ersten Schritte seien gemacht.

1.: Warnung der Bevölkerung:

Um die Bevölkerung künftig frühzeitig zu warnen, soll ein flächendeckendes Sirenennetz wieder aufgebaut werden. Demnach sollen in diesem Jahr noch 20 neue Sirenen aufgestellt werden, insgesamt 160. Außerdem seien seitens des Kreises bereits für jede Verbandsgemeinde und die Stadt je zwei „Mobile Hochleistungsbeschallungsanlagen“ angeschafft worden. Außerdem sollen die Bürger besser informiert werden, wie sie ihre Häuser sichern oder welche Notvorräte angelegt werden sollten. Außerdem hat die Verbandsgemeinde Asbach bei Neustadt einen zusätzlichen Hochwasserpegel installiert, der in Kürze in Betrieb geht. Weitere sollen folgen. Die Abstimmung mit dem Land laufe bereits, so der Kreis Neuwied.

2.: Aufbau eines neuen Lagezentrums

Schon vor der Flutkatastrophe war geplant, ein neues Führungs- und Lagezentrum aufzubauen. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde das Gebäude im Gewerbegebiet Distelfeld jedoch zunächst für die Fieberambulanz benötigt. Mittlerweile ist dort die Abteilung für Brand- und Katastrophenschutz der Kreisverwaltung eingezogen. Die Räumlichkeiten für die Krisenstäbe mit entsprechender technischer Ausstattung werden derzeit hergerichtet, eine autarke Versorgung zur Aufrechterhaltung von Kommunikation und Heizung wird aufgebaut.

3.: Aufbau eines neuen Katastrophenschutz-Lagers:

Zum Gebäude des neuen Lagezentrums gehört auch eine 830 Quadratmeter große Halle, in der Feldbetten und weiteres Material zur Unterbringung von Menschen sowie Sandsäcke und Sonderlöschmittel eingelagert worden sind. Der Bestand wird weiter aufgebaut mit Einsatz- und Verbrauchsmaterial. Noch in diesem Jahr sollen zwei mobile Tankstellen und eine Anlage zur Trinkwasserverteilung beschafft werden.

4.: Transport und Logistik:

In Abstimmung mit der Stadt und den Wehrleitern hat der der Kreis ein neues Logistikkonzept erarbeitet. Dazu gehören unter anderem die Beschaffung von zwei Wechselladerfahrzeugen, zwei hochgeländegängigen und wattfähigen Lkw, eines Staplers/Teleskopladers, eines geländegängigen Kommandofahrzeugs und eines kleinen Erkundungsfahrzeugs.

5.: Alarm- und Einsatzplanung:

Die Alarm- und Einsatzplanung für Wied und Holzbach wird zusammen mit den Nachbarkreisen Altenkirchen und Westerwald überarbeitet, genauso die Alarm- und Einsatzpläne für die Bahnstrecken. Die Kommunikation zwischen Landkreis und Gemeinden wird standardisiert und vernetzt, eine internetbasierte Plattform geschaffen. Der Austausch soll von den Beteiligten außerdem praktisch geübt werden.

6.: Ausbildung der Mitarbeiter:

Die Ausbildung der Stäbe wird intensiviert. In der Kreisverwaltung hat bereits eine zweitägige Fortbildungsveranstaltung mit der „Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung“ stattgefunden, an dem alle leitenden Mitarbeiter teilgenommen haben. Dies wird durch individuelle Teilnahmen an Seminaren ergänzt. Übungen der technischen Einsatzleitung sind fest vorgesehen.

7.: Betreuungskonzept:

Die Kreisverwaltung steht mit den Hilfsorganisationen in einem intensiven Austausch über die Verbesserung der Ausstattung der Schnelleinsatzgruppen-Betreuung, kurz SEG-B. Dafür wird ein neues Fahrzeug angeschafft, das bis zu 25 Personen betreuen kann. Ergänzende Ausstattung für weitere 75 Personen befindet sich auf einem Abrollbehälter. Im Katastrophenschutzlager wird Material für bis zu 500 Personen vorgehalten.

8.: Hochwasserschutz

Die Hochwasserpartnerschaften „Wied-Holzbach“ und „Nördlicher Mittelrhein“ haben ihre Arbeit intensiviert und Arbeitsgruppen zu verschiedenen Fragestellungen gebildet. Das Wiedbachtal ist begangen worden. Gefahrenstellen, zum Beispiel durch Totholzansammlungen, wurden punktuell entfernt. Die Uferstruktur wird Stück für Stück weiter verbessert.