Fachbach | juli 2024 | (ww). Als der „Fachbacher DorfTreff“ im März 2024 mit einem ersten gemeinsamen Frühstück ins „Dorfleben“ gerufen wurde, lag bereits eine monatelange Vorbereitungszeit hinter Doris Hilken, Christine Melcher, Ulla Güll, Elke Schaust, Susanne Wolf, Susanne Hof und Renate Scheer. „Wir wollten etwas für Fachbach, die Fachbacher und eventuell auch einige drumherum machen, aber ohne politisch aktiv zu werden“, erzählt Doris Hilken gut vier Monate später. Aus der Idee, sich in der Gemeinde ehrenamtlich einzubringen, um das Miteinander und die Gemeinschaft im Ort zu fördern, ist mittlerweile ein echtes Erfolgsprojekt in Fachbach geworden. Ziemlich schnell war klar, zu dem Angebot gibt es auch jede Menge Bedarf! Fast 50 Fachbacher folgten bereits der ersten Einladung ins Dorfgemeinschaftshaus, als es noch darum ging den „Advents- und Frühlingskaffee für Senioren“, den die Frauen des CDU-Ortverbandes ehemals zweimal jährlich angeboten hatten, wieder aufleben zu lassen. Für das 1200-Einwohner Dorf, in dem heutzutage viele „Zugezogene“ gar keinen Anteil mehr am Dorfleben nehmen, sind 50 Besucher in der Tat eine mehr als stolze Anzahl. Zum Vergleich: die erste Glasfaser-Info-Veranstaltung brachte es auf ganze 32 Teilnehmer, eine „gut besuchte“ Gemeinderatssitzung hat fünf bis sieben Zuhörer.
Doch zweimal jährlich war den sieben Damen eindeutig „zu dünn“ um die Gemeinschaft zu fördern. Schnell folgte der FrühstücksTreff, ebenfalls im Dorfgemeinschaftshaus. Einmal im Monat wird jetzt gemeinsam gefrühstückt. Das Angebot ist kostenfrei. Und soll es auch bleiben. „Wie wollen bewusst Niemanden ausschließen. Es kann ja auch sein, dass es Menschen im Dorf gibt, die sich ein kostenpflichtiges Angebot nicht leisten können. Deswegen soll aber niemand allein bleiben müssen“, erklärt Christine Melcher weiter. Das Ganze finanziert sich über die Kaffeekanne. Die steht ganz unscheinbar im Foyer. Niemand weist explizit darauf hin, verpflichtend ist ein Einwurf schon gar nicht. „Wer will, gibt das, was er kann“, beschreibt es Doris Hilken. Und obwohl es niemals angesprochen wurde, trägt die Kaffeekanne bislang die Frühstückskosten. Ach so: wieviel Fachbacher kommen denn so zum Frühstückstreff? „Beim ersten Mal waren es 35. Jetzt sind es immer so 45 bis 50“, verraten Doris und Christine. Im echten Leben wäre an dieser Stelle Applaus angebracht. Doch warum bremsen, wenn man noch mehr für Dorfgemeinschaft – und mittlerweile auch gern gesehene Besucher aus den Nachbargemeinden – bieten kann? Der OffeneTreff lädt an jedem ersten Mittwoch zum „zwanglosen Schwätzchen“ ins Dorfgemeinschaftshaus und hat auch gerne mal ein spezielles Thema – der Büchertausch hat bislang am besten funktioniert. Die Dorf Treff-Macherinnen formulieren das gewohnt einfach: „Bücher auf den Tisch! Jeder bringt mit und jeder nimmt mit, was er will“. Resonanz? Wie inzwischen üblich, wenn der DorfTreff einlädt. Gelingt den engagierten Fachbacherinnen denn einfach alles? „Nein“, verraten sie ganz ehrlich, „das Bastelspezial hat nicht funktioniert. Die Leute dachten, sie müssten jetzt unbedingt basteln, das hat abgeschreckt“. In solchen Fällen zeigt sich, was das Orgateam besonders gut kann: Zuhören! Das Bastelangebot wurde sofort wieder eingestampft. Eine Befragung der Besucher führte dann aber direkt zum nächsten großen Wurf der engagierten Sieben.
Von den DorfTreff-Besuchern wurde ein Wunsch nämlich immer wieder geäußert: ein Spieleangebot. „Ich habe immer gern gespielt, würde das auch gerne machen, aber ich habe niemanden, mit dem ich spielen kann“, so eine mehrfach geäußerte Feststellung. Während das so manchen sicherlich nachdenklich macht, hat das DorfTreff-Team die Herausforderung angenommen – und in kürzester Zeit umgesetzt. Dank einer kräftigen Zuwendung der Lokalen Aktionsgruppe Lahn-Taunus aus dem Fördertopf des LEADER Programms für ehrenamtliche Bürgerprojekte im ländlichen Raum, konnte dieser Wunsch nun realisiert werden. „Wir haben mit dem LEADER-Projektmanagement Kontakt aufgenommen. Dort hat man uns durch die Antragsstellung begleitet und beraten“, berichtet Doris Hilken. Das Ergebnis: 1760 Euro Förderung für einen gut bestückten Spieleschrank. Brett- Karten- und Gesellschaftsspiele für jedes Alter sind vorhanden. Spieleklassiker wie Skat, Doppelkopf, Rommé oder Schach bieten die Gelegenheit Spielgemeinschaften zu bilden. Mit einem Riesen-Jenga sowie dem beliebten Wikingerschach gibt es aber auch Spiele für draußen und sogar die benötigte Kaffeemaschine war förderfähig. Am 3. Juli startete die SpieleTreff-Premiere. Nach der Sommerpause wird er nun ab September jeweils am 1. und 3. Montag im Monat von 15 bis 21 Uhr stattfinden. „Auch ein Angebot in der Abendzeit für Berufstätige war ein Wunsch aus der Runde“, erklärt Christine Melcher. „Jede(r) ist willkommen, ob spielerfahren oder Anfänger ist egal. Spaß und Geselligkeit stehen im Vordergrund.“
Erfahrene Spiel-Paten stehen übrigens bereit, um Spiele vorzustellen, beim Ausprobieren zu unterstützen oder auch neue Spiele vorzustellen. So enthält der LEADER geförderte Schrank auch liebevoll hergestellte Spiele eines regionalen Anbieters aus Ransbach-Baumbach. „Die Firma Gerhard-Spiele fertigt hochwertige Strategiespiele. Da gibt es natürlich die Klassiker, aber auch so interessante Spiele wie etwa das Brettspiel „Lass die Kirche im Dorf“. Der Spieleschrank soll übrigens weiter ergänzt werden, gerne können Besucher auch Spiele mitbringen oder ein Lieblingsspiel im Treff vorstellen. Und wie war nun das Interesse an der SpieleTreff-Premiere? Mehr als 30 „Zocker“ aus allen Altersklassen, davon auch einige aus Nachbargemeinden folgten der Einladung begeistert. Dass das nicht das letzte Projekt der DorfTreff-Crew ist, liegt auf der Hand. „Wir haben da schon noch ein paar Ideen. Zum Beispiel einen “Mutter-Vater-Kind-Treff” oder ausgewählte Abendveranstaltungen unter dem Motto, Kultur im Kaff`, verraten die engagierten Damen mit einem Lächeln und zeigen damit eindrucksvoll wie Ehrenamt im Dorf funktionieren kann.