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    Koblenz-Immendorf | 23. März 2024 | (ww). Was macht man eigentlich so als Jugendlicher in Immendorf? Eine ganze Menge. Am liebsten Fußball. Da sind sich Jarne, Julian und Mika einig. Zwischen Hausaufgaben und Training quetschen diese drei aber auch gern mal ein bisschen Geschichtsrecherche. Das Ergebnis ihrer Nachforschungen kann seit kurzem auf dem Sportplatz betrachtet werden. Dort liegt ein blank polierter Stolperstein für einen einstigen Vorsitzenden ihres Sportvereins, dem heutigen TuS Immendorf: Friedrich Julius Michel.

    Viele Gäste hatten sich auf dem Dörnchen versammelt, um live dabei zu sein, als ein Mitarbeiter des Kommunalen Servicebetriebs den kleinen goldenen Quader, der an die Deportation jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger, an ihre furchtbaren Qualen und an das schreiende Unrecht erinnern soll, in den Boden setzte. In ihrem gemeinsamen Vortrag erzählten die drei Jungs von diesem Mann, dessen Name den Stein ziert und der zur Dorfgemeinschaft gehörte wie heute so selbstverständlich jeder, der Immendorf sein Zuhause nennt.

     

    Friedrich Julius Michel führte in den 1920er-Jahren die Geschicke des Vereins. Mit seiner Familie lebte er in dem Haus mit der heutigen Adresse Ringstraße 23 und betrieb zusammen mit einem ganzen Schwung jüdischer Mitbürger einen regen Handel im Ort. Die allermeisten Immendorfer Juden überlebten den Holocaust nicht. „Wir dürfen die Schreckensherrschaft der Nazis niemals vergessen“, appellierten die drei Jugendlichen. Maßgeblich unterstützt wurden sie bei ihren Recherchen von Gerhard Voell, seinerseits ehemaliger Vorsitzender des Vereins und als Hüter der Vereinsgeschichte ein wahres wandelndes Lexikon. Der 81-Jährige ist auch Initiator des Projekts, das damit nicht nur Geschichte in die Gegenwart holt, sondern auch noch Generationen verbindet. Die große Gesellschaft von Jung und Alt auf dem Sportplatz zeugte eindrücklich davon. Auch Gerhard Voell hatte einiges zu berichten, etwa, wie wichtig es ihm und den Jungs war, dass der Stolperstein nicht wie normalerweise vor dem Wohnhaus des verschleppten Juden, sondern an seiner Wirkungsstätte, dem Sportplatz, verlegt wurde. Genau hier soll der Stolperstein an das Leben Friedrich Michels und den grausamen Mord an ihm erinnern.

    „Es ist zwar nur ein kleines Zeichen“, sagte Jarne. „Aber ich finde, auch kleine Zeichen sind wichtig.“ Eine Aussage, der nicht nur die Koblenzer Bürgermeisterin Ulrike Mohrs sofort und vehement widersprach: „Es ist ein kleiner Stein, aber ein großes Zeichen“, betonte sie. „Ihr habt hier etwas ganz Tolles geschaffen.“ Und beim nächsten Fußballspiel in Immendorf gibt es für alle einen guten Grund, auf den Boden zu schauen – egal ob die Partie mit einer Niederlage oder einem Erfolg endet.

    Text und Fotos: Michaela Cetto/TuS Immendorf

    Drei Jugendliche und ein Senior haben gemeinsam recherchiert, Bücher gewälzt, ihre Nasen in alte Dokumente gesteckt und so das Leben und Wirken des einstigen Vereinsvorsitzenden Friedrich Michel beleuchtet. Mit einem blank polierten Stolperstein auf dem Sportplatz erinnern sie daran.

    Beitragsbild: Für das Wirken des von Nazis deportierten Immendorfers Friedrich Michel gehen die Sportfreunde gern in die Knie. Von links: Initiator des Projekts Gerhard Voell, die Koblenzer Bürgermeisterin Ulrike Mohrs, Julian Kraus, Jarne Schreiber, Mika Scherhag und der aktuelle Vorsitzende des TuS Immendorf Carsten Stammel.

    In einem feierlichen Akt auf dem Sportplatz in Immendorf wurde der Stolperstein eingesetzt.

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