Region | 13. September 2023 | (ww). Gestern Abend zog zwischen ca. 18.30 Uhr und 23.30 Uhr eine Unwetterfront mit Gewitter und Starkregen über das nördliche Rheinland-Pfalz. Dabei wurden weit über 100 Keller überflutet, es gab mehr als 25 kurzfristige Straßensperrungen wegen umgestürzter Bäume und Geröll auf den Fahrbahnen.
Am stärksten betroffen im 56aktuell-Land war wohl der Rhein-Lahn-Kreis, im besonderen die Verbandsgemeinde Diez. Im Rhein-Lahn-Kreis wurde ein 43-jähriger Rollerfahrer vom Blitz getroffen und starb noch an der Unfallstelle, in Heistenbach (VG Diez) stürzte die Fassade eines nicht bewohnten Hauses ein. In Diez und Umgebung war die Feuerwehr noch bis 17.15 Uhr heute Nachmittag mit der Abarbeitung von insgesamt 164 (!) Einsätzen beschäftigt. Zum Vergleich: die VG Diez hatte im gesamten vergangenen Jahr rund 130 Einsätze. Sehr begeistert zeigte sich auch Verbandsgemeindebürgermeisterin Maren Busch von der Leistung „ihrer“ Mannschaft. „Ich bin zutiefst beeindruckt und dankbar dafür, was ehrenamtliche Einsatzkräfte in einer solche Lage leisten. Gerade nach den vermehrten Einsätzen der vergangenen Woche ist das eine enorme Leistung der Freiwilligen.“ Im Gespräch mit 56aktuell schilderte die sympathische Verwaltungs- und damit auch Feuerwehrchefin mit welcher „professionellen, konzentrierten und hocheffiktiven Art die Mannschaft um Wehrleiter Marcus Grün und seine Stellvertreter Sebastian Kuhmann und Thomas Wilbert die anfangs doch sehr chatoische wirkende Flut von Anrufen“ abgearbeitet habe.
In der Stadt Diez und den umliegenden Orten der Verbandsgemeinde wurden Straßen überschwemmt, Keller standen unter Wasser, Bäume stürzten um. In Heistenbach stürzte die Fassade eines Gebäudes ein. Auf die Bahngleise geschwemmtes Geröll und Schlamm verhinderten in Balduinstein die Weiterfahrt eines mit 23 Passagieren besetzten Zuges. Balduinstein insgesamt dürfte als Einsatzschwerpunkt der Unwetternacht gelten, aber auch in Altendiez zum Beispiel häuften sich Einsätze. Gegen Mitternacht waren Einsatzkräfte und Anwohner in kräftezehrende Aufräumarbeiten eingebunden.
Aufgrund des hohen Einsatzaufkommens kam die Technische Einsatzleitung (TEL) des Rhein-Lahn-Kreises unter der Leitung des stellvertretenden Brand- und Katastrophenschutzinspekteurs Lars Ritscher zum Einsatz.
Bis weit den Morgen waren über 200 Einsatzkräfte von Freiwilligen Feuerwehren, Hilfsorganisationen, Technischem Hilfswerk, der Polizei und der Energieversorger im Einsatz. An über 50 Einsatzstellen wurden Keller leer gepumpt, Schlammmassen beseitig und Straßen wieder befahrbar gemacht. Mitarbeiter des Landesbetriebes Mobilität waren die ganze Nacht damit beschäftigt Straßen wieder befahrbar zu machen, rund um und im Gelbachtal mussten zahlreiche umgefallene Bäume beseitigt werden – eine hochgefährliche Arbeit, die die „Damen und Herren in Orange“ heute Nacht und natürlcih auch nach Sonnenaufgang weitestgehend unbemerkt geleistet haben.
Während des Starkregens / Augenzeugenbilder:
Quelle: Fotos privat / Heistenbach: Feuerwehr Diez
Die Fahrgäste des Zuges in Balduinstein konnten im Laufe des Abends mit Mannschaftstransportwagen der Schnelleinsatzgruppe (SEG) des Rhein-Lahn-Kreises zum Bahnhof in Limburg transportiert werden und ihre Fahrt fortsetzen. Die Bahnstrecke war am Vormittag noch gesperrt.
Aufräumarbeiten in Balduinstein:
Im Kreis Cochem-Zell schlug der Blitz in ein Wohnhaus ein, der brennende Dachstuhl konnte aber gelöscht werden, hier gab es keine Verletzten. Im Rhein-Hunsrück-Kreis gab es für rund fünf Stunden in einigen Bereich keinen Strom. Im gesamten Bereich des Polizeipräsidium Koblenz gab es zwölf unwetterbedingte Verkehrsunfälle mit zwei Leicht- und zwei Schwerverletzte, sowie den eingangs geschilderten tragischen Todesfall.
Über eine Schadenshöhe kann keine verlässliche Aussage getroffen werden.
+++Der Artikel wurde im Bezug auf die Einsatzdauer und die Anzahl der Einsätze nach Einsatzende um 17.15 Uhr angepasst.+++