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Felssturz zwischen Oberwesel und Bacharach: B9 und Bahnstrecke bis mindestens 27. Dezember dicht

Bacharach/ Oberwesel | 23. Dezember 2022 | (ww). Der Felssturz bei der Grube Rhein (wir berichteten im Facebook-Livevideo) zwischen Oberwesel und Bacharach sorgt seit gestern Morgen für erhebliche Verkehrsbehinderungen am Mittelrhein. Die B 9 ist zwischen Oberwesel und Bacharach komplett gesperrt, auch der linksrheinische Bahnbetrieb musste in diesem Bereich eingestellt werden. Laut Bahn und LBM bleiben B9 und linksrheinische Bahnstrecke bis mindestens 27. Dezember gesperrt.

In der Nacht gab es erste Meldungen über einen Felssturz gegenüber von Kaub, ab kurz vor 7 Uhr war ein Notfallmanager der Bahn im Einsatz. Zunächst war aber die genaue Einsatzstelle aufgrund der Dunkelheit nicht zu ermitteln. Kurz vor 8 Uhr wurde schließlich die linksrheinische Feuerwehr alarmiert. Gegen 8.30 Uhr erfolgte die Sperrung der B 9, eine Sperre der linksrheinischen Bahnstrecke war schon durch den Notfallmanager der Bahn veranlasst worden.

Wie der Geschäftsführer der Grube Rhein der Rhein-Zeitung mitteilte, haben sich rund 20.000 Tonnen Gestein gelöst. Das entspräche einer Menge von rund 800 LKW-Ladungen. Weitere Abgänge seien zu befürchten.

Geologen vom Landesamt für Geologie wurden angefordert, um sich ein Bild vom Ausmaß des Felssturzes und weiteren möglichen Folgen zu machen. Auch sie kamen zu dem Ergebnis, dass weitere Felsstürze wahrscheinlich seien, das Betriebsgelände der Gube Rhein aber inzwischen voll gelaufen sei, so dass weitere Geröllmassen auch die Bahnlinie und die B9 erreichen könnten.

Immer wieder stürzten gestern Vormittag Gerölllawinen zu Tal, allerdings beschränkte sich der Schuttkegel noch auf das Betriebsgelände.  Mit Hilfe einer Drohne der Feuerwehr machten sich Experten ein Bild von der Lage im unzugänglichen Bereich des Hangs, dabei wurden weitere besorgniserregende Spalten im Gestein entdeckt. Außerdem ist durch die aktuellen Felsrutsche ein mehrerer Tonnen schwerer Felsblock am Hang offensichtlich kurz vor einem Absturz – die Folgen davon sind selbst für die Experten schwer einschätzbar.

Heute Nachmittag wurde ein 200 Tonnen-Kran einer Neuwieder Spezialfirma vor Ort montiert, der ab morgen Beton-Barrieren installieren soll.

Ursache für den Felsrutsch ist wohl der Temperaturumschwung der vergangenen Tage in Verbindung mit ergiebigen Regenfällen über mehrer Tage.  Bereits 2016 kam es an fast gleicher Stelle zu einem Bahnunfall nach einem Felssturz. Eine Regionalbahn entgleiste, es gab mehrere Verletzte.  Auf der rechten Rheinseite bei Kestert kam es im März 2021 zu einem Felsrutsch, damals waren Bahnstrecke und B42 über Monate gesperrt, bzw. nur eingeschränkt nutzbar.

Die aktuelle Meldung der Bahn zum Felsrutsch und der Sperrung:

Die Deutsche Bahn (DB) hat heute in den frühen Morgenstunden des Donnerstags die Bahnstrecke zwischen Bacharach und Oberwesel vorsorglich für Züge gesperrt. Am Hang eines Steinbruchs hatte sich Geröll gelöst und war im Gelände herabgerutscht. Schienenweg und Straße sind davon nicht direkt betroffen. Geologinnen sowie Fachkräfte und zuständige Behörden haben sich bereits vor Ort ein Bild der Lage gemacht. Die DB wird jetzt aufgrund ihrer Expertise für die Eigentümer des Steinbruchs die erforderlichen Sicherungsarbeiten übernehmen. Für die dafür notwendigen Erkundungs- und Stabilisierungsmaßnahmen muss die Strecke mindestens noch bis einschließlich 27. Dezember gesperrt bleiben.

Die Züge der Mittelrheinbahn wenden in dieser Zeit in Oberwesel und Bacharach. Weil auch die parallel verlaufende Bundesstraße B 9 gesperrt ist, können nur Kleinbusse und Großraumtaxis mit eingeschränkter Kapazität eingesetzt werden. Züge der Linie RE 2 Frankfurt – Koblenz sowie in der Gegenrichtung verkehren nur von/bis Bingen (Rhein) Hauptbahnhof. Die DB Regio versucht, das aktuelle Ersatzangebot mit einem Schnellbus über die Autobahn A 61 (ohne Unterwegshalte bis/von Koblenz) so auszuweiten, dass zu jedem RE 2 ein entsprechender Anschlussbus fährt. Die Züge des Fern- und Güteverkehrs fahren bis auf Weiteres über die rechte Rheinstrecke. Die DB empfiehlt den Reisenden, sich vor Fahrtbeginn in den Auskunftsmedien unter bahn.de bzw. im DB Navigator zu informieren. Außerdem werden Fahrgäste gebeten, eine längere Fahrzeit einzuplanen.

Der zuständige Landesbetrieb Mobilität (LBM) Worms meldet:

B 9 – Vollsperrung nach Hangrutsch zwischen Oberwesel und Bacharach
Die B 9 zwischen Oberwesel und Bacharach bleibt aufgrund eines Hangrutsches im Bereich des Steinbruchs vorsorglich voll gesperrt. Der Verkehr wird großräumig umgeleitet, die Umleitungen sind ausgeschildert.
Der Pkw-Verkehr aus Richtung Süden kommend wird ab Bacharach über die L 224 bis zur A 61-Anschlussstelle Rheinböllen umgeleitet. Der Lkw-Verkehr wird bereits ab Bingerbrück über die L 214 zur Anschlussstelle Stromberg auf die A 61 geleitet.

Der von Norden kommende Verkehr wird ab Oberwesel in Richtung L 220 auf die A 61 (Anschlussstelle Laudert) geleitet.

Die Kauber Fähre ist linksrheinisch aus Richtung Oberwesel erreichbar, so dass eine Umfahrung des gesperrten Bereichs durch den Wechsel der Rheinseite möglich ist.