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Karneval

    Arzbach | 15. November 2024 | (ww). Arzbach hat etwas, was viele größere Gemeinden und auch Städte gerne hätten: ein funktionierendes Vereins-, Ehrenamts- und damit Dorfleben. Das zeigt sich nicht nur nur, aber ganz besonders deutlich in der fünften Jahreszeit – das “Dorf mit A” ist eindeutig die Karnevalshochburg in der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau. Wo der traditionelle Sitzungskarneval in Orten vergleichbarer Größe (und auch größeren in der Nachbarschaft) oft aus einer mäßig verkauften Sitzung mit teuer eingekauftem Fremd-Programm besteht, “tobt” in Arzbach an – drei – aufeinanderfolgenden Samstagen “der Bär” mit individuellen Sitzungen von drei Vereinen und Programm aus den jeweils eigenen Reihen in der – dreifach – ausverkauften Limeshalle.

    Da war die Welt noch in Ordnung: KVA-Sitzung im Januar 2024 – mit provisorischer Notbeleuchtung und Ausnahmegenehmigung.

    Bis jetzt! Denn pünktlich zum Sessionsstart, hat, bzw. musste die Kreisverwaltung ein Nutzungsverbot mit zwei gravierenden Punkten für die Limeshalle erlassen. Ab sofort ist die Nutzung des Erdgeschosses (Turnhalle, Foyer etc.) ab Einbruch der Dunkelheit untersagt. Aaußerdem muss die so genannte raumlufttechnische Anlage – und damit die Heizung für den Bereich der Turnhalle – umgehend außer Betrieb genommen werden. Das bedeutet, dass die Turnhalle ab sofort auch tagsüber nicht mehr beheizt und belüftet werden darf. Ein eindeutiges KO, nicht nur für den Karneval, sondern auch für den Schul- und Vereinssport.

     

    Doch was ist passiert? Was führte zu dieser folgenschweren Entscheidung? 

    Die 1985 eröffnete Arzbacher Limeshalle ist in die Jahre gekommen. Schon seit mehreren Jahren ist unter anderem die Notbeleuchtung defekt. Für Veranstaltungen, wie etwa die Sitzungen des Karnevalsvereins Weiß-Blau (KVA), des Möhnenvereins “Immer dabei” und des Karnevals-Club aus dem benachbarten Kadenbach, der, in Ermangelung einer eigenen Halle, traditionell Karnevals-Asyl in Arzbach genießt, ist ein solches Notbeleuchtungs- und Notausgangsbeleuchtungs-System aber zwingend vorgeschrieben. Bislang durfte das durch ein provisorisches, mobiles System für die Großveranstaltungen im Ort ergänzt werden – doch bereits im vergangen Jahr stellte die Kreisverwaltung eindeutig klar: die Zeit der Ausnahmegenehmigungen ist vorbei. Für 2025 muss zwingend ein neues System installiert werden. Dabei ist das noch nicht einmal das größte Problem. Den”Dolchstoß” gaben zwei Brandschutzklappen in der oben erwähnten raumlufttechnischen Anlage. Die konnte der TÜV nicht abnehmen, da sie bei der Überprüfung nicht funktionierten. Auch das war bekannt, die Auswirkungen daraus aber offensichtlich nicht.

    Warum hat die Gemeinde denn dann nicht gehandelt?

    Die Gemeinde hat gehandelt, zumindest im Rahmen ihrer (eher bescheidenen) Möglichkeiten. Die “Mutter aller Fragen” in dem Zusammenhang ist allerdings: Was war wann wem bekannt? Eine möglicherweise notwendige Sanierung der Limeshalle war immerwieder Thema im Gemeinderat. Da aber auch Ideen entstanden, die Sanierung mit einem ebenfalls nötigen Kitaneubau unter einem Dach zu verbinden, wurde sowohl über einen Anbau, als auch sogar über einen gemeinsamen Neubau nachgedacht. “Rausgeschmissenes Geld” wäre es dann logischerweise Notbeleuchtung  oder gar Belüftung und Heizung im Altbau teuer zu reparieren, wenn man kurz darauf eventuelle ganz neu bauen würde. Kein Problem soweit, vor allem da ja Ausnahmeregelungen genehmigt waren. Ungünstig in diesem Zusammenhang war allerdings der Umstand, dass im entscheidenden Jahr der Fristsetzung durch die Kreisverwaltung auch noch eine Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl anstand, die letztlich zur Abwahl des Amtsinhabers Claus Eschenauer führte.

    Dieser und sein Beigeordneter Christian Christ hatten gegenüber 56aktuell schon am Abend des sehr deutlich dokumentierten Wählerwillens geäußert, dass der Zeitverlust durch Wiederholungswahl, Stillstand bis zur Amtseinführung eines Nachfolgers und der Einarbeitung des neuen Ortschefs, angesichts des Ultimatums der Kreisverwaltung kritisch für die Karnevalssession werden könnte. Dass nun aber auch in der vergangenen Woche die Sanierung der Brandschutzklappen  – und nicht nur deren Überprüfung – Teil der zwingend erforderlichen Auflagen wurde, kam für den neuen Orstchef Klaus Poetzsch sowie die Vorsitzenden von KVA, Möhnenclub, KCK und Tennisverein (auch der trainiert im Winter in der Halle) übereinstimmend “völlig überraschend”.

    Eschenauer weist Vorwürfe zurück

    Sogar Corona hatte es nicht geschafft den Arzbacher Karneval kleinzukriegen – mit Wohnzimmer- und digitaler Sitzung ging man neue Wege. Aktiv dabei auch der Ex-Ortschef Claus Eschenauer (links).

    Die Gerüchteküche in Arzbach beschäftigt in dem Zusammenhang ein Info-Schreiben des Ex-Bürgermeisters sowie eine persönliche Information auf einer Jahreshauptversammlung, dass die Sanierung der Brandschutzklappen “noch zwei Jahre Zeit habe”. Das eine oder ander Vorstands- und Vereinsmitglied, aber auch mindestens zwei Mitglieder des alten Gemeinderates äußern hinter vorgehaltener Hand, dass Eschenauer “eigentlich nie” umfassend informiert hätte, einige Stimmen sprechen sogar von “einem Denkmal, dass er sich mit der neuen Limeshalle setzen wollte”. Dass alles weist Claus Eschenauer gestern am 56aktuell-Telefon ruhig, aber bestimmt zurück. Er spricht von “Nachtreten” und von einem “Buhmann” der nun gesucht werde. “Im Nachhinein lässt sich leicht sagen, dass man das in der Coronazeit hätte machen können, aber damals hatten wir andere Probleme”, so Eschenauer. Ja, er habe die Vereine im Sommer informiert, allerdings darüber, dass er angesichts der Umstände eben nicht garantieren könne, dass die Veranstaltungen sicher wie geplant stattfinden könnten – und das bereits nur im Bezug zur defekten Notbeleuchtung. “Ich habe angeregt, mal über Plan B nachzudenken, eventuell auch Sitzungen tagsüber zu planen, da man dann keine Notbeleuchtung braucht – das wollte aber keiner”, so Eschenauer.

    Im Bezug auf die jetzt so wichtigen Brandschutzklappen, betont er, dass es immer nur Bedingung gewesen sei, diese prüfen zu lassen. “Von einem zwingenden, sofortigen Austausch war nie die Rede. Es wurde lediglich empfohlen sie zu wechseln – und dafür hat der TÜV zwei Jahre Zeit gegeben, da war von einem KO-Kriterium noch keine Rede, also war für mich auch keine Dringlichkeit mehr gegeben”, erklärt der Ex-Ortschef. Abgesehen davon, wäre die Idee eines Kita-Anbaus gar nicht seine gewesen, sondern aus den Reihen der SPD-Fraktion im Rat gekommen.

    Wie kann es weitergehen? Was wird jetzt getan?

    Klaus Poetzsch hat sich seinen ersten Monat im Amt als Ortsbürgermeister sicher auch stressfreier vorgestellt – die Realität hat ihn aber sehr schnell eingeholt. Während 56aktuell versucht ihn vorgestern telefonisch zu erreichen, war er bereits mit einem Planungsbüro in der Limeshalle aktiv um die Kausa Brandschutzklappen auf den mühsamen, aber leider vorgeschriebenen Weg der kommunalen Verfahrensabläufe zu bringen. Zufälligerweise führten diese Abläufe übrigens wenige Tage vor Zustellung der Nutzungsuntersagung zum Auftrag an ein Elekrounternehmen aus der Region für die Notbeleuchtung. Auch dafür war viel zeitlicher Vorlauf nötig – die Mittel dafür mussten nämlich im Haushalt eingestellt sein. Dass sie bereit stehen, ist nebenbei bemerkt ein deutliches Indiz dafür, dass eben nicht “jahrelang gar nichts passiert” ist. Wer aber jetzt denkt, dass damit ja schon mal eines von zwei Problemen gelöst sei, wird leider nun enttäuscht: die Lieferzeiten für die benötigten Bauteile lassen derzeit mehr als ein großes Fragezeichen an der zeitgerechten Durchführung.

    “Das ganze Thema ist ja eigentlich auch erst dadurch akut geworden, dass wir (Beigeordnete und Ortsbürgermeister, die Red.) in der vorvergangenen Woche das Gespräch mit der Kreisverwaltung gesucht haben, um zu klären ob wir so nun sicher planen könnten”, erklärt Poetzsch am Telefon. Was folgte war der bekannte Erlass. Eine gute Teil-Nachricht hat Poetzsch aber: der Gastraum im oberen Teil der Halle darf weiter genutzt werden und kann auch ganz normal beheizt werden. Da gibt es also auch keine Stornos für gebuchte Vereins- oder Familienfeiern.

    Insgesamt wagt Poetzsch aber keine Prognose. “Wir hatten erst eine ersten Termin zur Brandschutzklappen-Frage – das ist noch ein weiter Weg. Und selbst wenn alle kommunalrechtlichen Hürden genommen sind, bliebe noch die Frage, ob so kurzfristig eine Fachfirma verfügbar wäre”, gibt sich Poetzsch nur verhalten optimistisch. Günstig dabei ist der Umstand, dass die aktuelle Karnevals-Session relativ lang dauert: geplant wären die KCK-Sitzung am 8. Februar, die KVA-Sitzung am 15. Februar und die Sitzung der Möhnen am 22. Februar. Im Gegensatz zur kurzen Session im vergangenen Jahr gibt das noch zusätzlich wichtige Wochen an Reserve. “Ob etwas, und wenn ja was, funktioniert ist absolut offen. Ich kann derzeit nichts versprechen, wir versuchen aber alles!”, schließt Poetzsch.

    Was sagen die Karnevalsvereine?

    Übereinstimmenden äußerten sich die Vereinsvorsitzenden und die Obermöhne sehr überrascht über die Verfügung der Kreisverwaltung, vor allem nach der im Sommer erfolgten Information. Der große und in der gesamten Region sehr beliebte, Karnevalsumzug am Veilchendienstag rollt nach Auskunft von KVA-Chef Jens Kornapp und Obermöhne Elke Rosenbaum aber “auf jeden Fall”. Auch an “allen wirklich möglichen” Ersatzlösungen für die Sitzungen und die “After-Zuch-Party” werde mit Hochdruck “wie immer gemeinsam” gearbeitet. Das bestätigt auch KCK-Vorsitzender Torsten Kurz für die Kadenbacher, die “am liebsten wieder Gast in der Limeshalle” wären, jetzt aber langsam handeln müssten, “auch unter der Gefahr, dass durch eine nötige örtliche Umplanung möglicherweise zum ersten Mal eine Konkurrenzsituation der Augstgemeinden beim Veranstaltungstermin” entstehen könnte.  Übrigens wäre dieses Gastverhältnis umgekehrt für die Arzbacher Vereine (bislang), im benachbarten Eitelborn etwa,nicht möglich, die Halle dort wird nicht an Vereine aus dem Nachbarkreis vermietet.

     

     

     

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