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Trauer um Fachbachs Ortsbürgermeister Dieter Görg – Zeit für ein paar persönliche Worte

Fachbach | 17. Juli 2022 | Willi Willig. Dieter Görg ist tot. Die Nachricht vom Tod des langjährigen Ortsbürgermeisters hallt seit Freitagmorgen durch Fachbach und die Region und sorgte bei den Empfängern für Bestürzung, Fassungslosigkeit und Trauer. Dieter Görg hat in der Nacht zum Freitag im Alter von 68 Jahren den Kampf gegen den Krebs letztlich verloren – nur einen Monat nachdem er nach 25 Jahren sein Amt als Ortsbürgermeister aufgrund der schweren Krankheit niedergelegt hatte. Dieter Görg war für mich mehr als Fachbachs Ortsbürgermeister, Dieter war ein Freund, Mentor, Ratgeber, phänomenal vielseitig informierter Gesprächspartner und irgendwie auch ein Seelenverwandter, falls sie wissen, was ich damit meine. Eindeutig warst du es, Dieter, der mich durch sein unermüdliches Arbeiten für „sein“ Fachbach und seinen unerschöpflichen Sachverstand davon überzeugt hat, mich (doch) kommunalpolitisch zu engagieren. Jetzt ist es Zeit für ein paar persönliche Worte.

„Jeder ist ersetzbar“, war eine seiner Standard-Aussagen. Seltsamerweise sind es immer gerade die Menschen, die diese Redewendung gebrauchen, die dann irgendwann eine besonders große Lücke hinterlassen. Besonders groß ist diese Lücke in der Fachbacher Sommerstraße, im zuhause von Dieter und Marita. Schon die Diagnose hatte auch Maritas Leben kolossal verändert, der vergangene Freitag hat es, auch wenn jeder, rational betrachtet, davon ausgehen musste, dass die Krankheit irgendwann genau an diesen Punkt führen würde, endgültig aus den Fugen geworfen. Meine tief empfundene Anteilnahme möchte ich, liebe Marita, dir und deinen Söhnen Dennis und René mit ihren Familien an dieser Stelle auch nochmals ausdrücken.

Mit Dieter ist ein echtes Unikat gegangen. Sachverstand gepaart mit einer offenbar unerschöpflichen kommunalen Wissensdatenbank; ein kreativer und unerschütterlicher Macher, der die Interessen seiner Heimatgemeinde immer vor die eigenen gestellt hat; ein stetiger Ideenbrunnen und Motor des Gemeindelebens; aber auch ein – wenn nötig – (vor allem für so manchen Verwaltungsbeschäftigten) unbequemer Kämpfer für Fachbach, für immer verschwunden. Was ihn dabei ausmachte ist die kompromisslos faire Durchsetzung der Interessen unserer Heimatgemeinde. Das hat natürlich lange nicht jeder Fachbacher genauso gesehen, gerade wenn Eigeninteressen eines Antragsstellers auch bei langjähriger persönlicher Bekanntschaft oder Nachbarschaft eben keine Rolle spielten. „Das gehört zu dem Job – du kannst es nun mal nicht jedem recht machen. Und in mehr als zwei Jahrzehnten hast du zu einigen Leuten „Nein“ gesagt, das will aber natürlich keiner hören“, hat Dieter das einmal kommentiert. „Fachbach first“, hätte das einer umschrieben, der in Dieters Vokabular ein typischer Vertreter heutiger Politiker, nämlich ein „reines Showtalent“ ist.

Ganz Fachbach trägt Dieter Görgs Handschrift. Es gibt nicht „das Projekt“ in seinem Lebenswerk. Von der Umgehungsstraße, die das jahrzehntealte Megaproblem des ampelgeregelten Durchgangsverkehrs mit Dauerlärm für den größten Teil der Fachbacher beseitigte, über so manches Baugebiet, den neuen Dorfplatz, das Gewerbegebiet auf der Insel Oberau, die Verkehrsberuhigung mit der Tempo-30-Zone, den Wandel vom Campingplatz im Dornröschenschlaf zum Camping- und Beachclub, die Sanierung des Gemeindezentrums, den Anbau an den Kindergarten bis zur Umgestaltung des Friedhofs – jedes einzelne Projekt trägt ein gutes Stück Dieter Görg in sich, für jede Herausforderung bei Planung und Bau hattest du eine Lösung, gerade dann, wenn „Schreibtischtäter“ meinten, das ginge nicht. Dafür hat dir Fachbach viel zu danken!

Was dich ausgemacht hat, war deine unverwechselbare Art – ein „Typ“ eben, von dem es leider immer weniger Menschen gibt. Ein Ortsbürgermeister der „alten Schule“, so viele gibt es von diesem Schlag nicht mehr – nun noch einen weniger. Ein „SPD-Mann“ durch und durch warst du, nach 50 Jahren Parteizugehörigkeit ja auch nichts Ungewöhnliches. War Kritik von Nöten, hat das Parteibuch aber nie eine Rolle gespielt. „Ross und Reiter“ zu nennen, wenn nötig, auch mal gegen die eigene Landesregierung, hast du dich nie gescheut. „Die Sache“, also meist Fachbach, stand da eindeutig im Vordergrund. Als „unbequem“, mürrisch“ oder „knorrig“ wurdest du gelegentlich charakterisiert und in der Tat muss ich zugeben, dass es nicht einfach war, das Foto eines „lächelnden“ Dieter Görg einzufangen. Dabei hat dich aber eben auch gerade dein „knochentrockener“, oft „schwarzer“ Humor ausgemacht. Beispiele gefällig? „Jetzt haben wir den Friedhof hübsch neu gemacht und jetzt muss ich mir das dann wohl schon bald von unten anschauen. Das hatte ich mir auch anders vorgestellt“, kommentiert er im ersten Gespräch nach der niederschmetternden Diagnose die Prognose in gewohnter Manier. Oder auch sein Kommentar auf die Empfehlung eines Arztes beim, wie wir jetzt wissen vorletzten Krankenhausaufenthalt. Der hatte wohl eine Operation der beschädigten Herzklappe empfohlen. „Das lässt sich doch wirtschaftlich gar nicht mehr darstellen“ hat er trocken kommentiert. Und wollte damit eigentlich ausdrücken, dass er die verbleibende Zeit lieber im Kreise seiner Familie und vor allem zu Hause in Fachbach verbringen wollte – viel zu wenig davon war ihm allerdings noch vergönnt.

Mach`s gut, Dieter! Falls es „da oben“ einen Rat gibt, wirst du mit Sicherheit kandidieren. Und sollte es eine Verwaltung geben, hat die wahrscheinlich schon jetzt mächtig Stress! Ich trinke am Montag einen Ouzo auf dich!

So kennt man ihn: Dieter Görg, 2019
Kollege Tom Frey hat Dieter 2016 schon eher symbolisch festgehalten - wenn es um Fachbach ging, verstand er keinen Spaß
Spaß und Geselligkeit gehörten aber definitiv zum Lifestyle - hier bei der "Rathaus"-Stürmung 2018
Ehrung für 50 Jahre Parteizugehörigkeit durch Roger Lewentz
Und die aktuellste Aufnahme: Dieter und Marita Görg beim Dankeschön der Kita für 25 Jahre Unterstützung.